Ursula Lindemann an Lotti, 21. Dezember 1944
Nr. 14
Köln, den 21.12.44.
Meine liebe Lotti!
Ich finde nirgends eine Gelegenheit meine Briefe an Dich wegzubekommen. Hast Du meine Briefe v. 27. u. 30.11.; 1. u. 8.12. (Nr. 5; 6; 7; 8;) bekommen? Ich warf sie alle in Köln ein. Die letzten Briefe Nr. 9; 10; 11; gingen von Bonn ab. Ich schicke heute deshalb, weil ich nicht sicher weiß, ob von Köln einfache Briefe abgehen, diesen Brief per Einschreiben fort u. hoffe, daß Dich inzwischen alle erreicht haben. – Wir sind hier alle sehr viel zuversichtlicher und ruhiger geworden u. können es immer noch kaum fassen, daß nun keine Sorge mehr um unsere Flucht zu haben brauchen.
Nach Weihnachten werde ich nun in Frechen im Büro arbeiten. Sonntags komme ich dann immer nach Hause, denn es ist ja umständlich jeden Tag morgens u. abends auf den „Anhalter Bahnhof“ angewiesen zu sein. Meinen Onkel, der auch d. ganze Woche in F. ist, kann ich dann zugleich versorgen. Ich freue mich schon auf meine neue Arbeit. -
Hoffentlich bekomme ich bald wieder Post von Dir. Ich warte sehr auf eine Nachricht. Heute kamen wieder Briefe von Klaus zurück. Von dem Paket mit s. letzten Habseligkeiten schrieb ich Dir schon. Ich kann immer noch nicht an das Schlimmste glauben, es wäre unfaßlich. – Ich bin sehr in Eile.
Immer Deine Ulla.