Dr. Alois Sistermann an Kaplan Stiesch, 14. Dezember 1939

Graudenz, den 14/12 39

Mein lieber Freund,

vielen herzlichen Dank für Ihre frdl. Zeilen vom 8. d.M. Haben Sie gleichfalls vielen Dank dafür, daß Sie meiner Frau zum Namenstag gratuliert haben, denn mein armes Weib kann schon einmal einen Trost brauchen. Gottlob behält sie guten Mut, bitte beten Sie für sie,

daß es so bleiben möge.

Hier meine Tätigkeit ist an sich ziemlich stur. Ich habe so etwas kurzweilige Nebenarbeit: Ich richte unser Kasino ein.

Ein Pfarrer, der Alpinist ist, muss ein interessanter Mensch sein.

Können Sie mir nicht einen guten Rat geben, wie ich unser Opus verwerten könnte?

Daß Sie Sehnsucht nach Kaiserswerth haben, verstehen. Ich habe dort auch „mein Herz verloren“. In unser Kasino kommt sogar ein nach einer Skizze von mir gefertigtes Wandbild von Kaiserswerth!

Leben Sie wohl, alles Gute u. beten Sie für mich und meine Lieben!

Ihr Dr Sistermann  
Oblt