Josef Koll (1923)
Josef Koll wird am 11. Mai 1923 geboren und wächst als Kind in einer im katholischen Milieu verwurzelten Arbeiterfamilie auf. Seine Kinder- und Jugendtage sind geprägt vom Leben im ländlichen Bergisch Gladbach. Josefs Schwester Gertrud ist zwei Jahre jünger als er, und sechszehn Jahre später folgt noch die kleine Christel.
Josefs Eltern geben ihre vom christlichen Glauben bestimmten Wertevorstellungen an ihren Sohn weiter. Diese Einstellung der Eheleute Koll steht in diametralem Gegensatz zu den Anschauungen der Nationalsozialisten. So wird ihnen schnell klar, dass eine Mitgliedschaft ihres Jungen im Jungvolk nicht in Frage kommt.
Der junge Josef wird in der Gestaltung seines Lebens stets von diesem Weltbild geleitet. Die Nationalsozialisten und ihre Propaganda können ihn schon als Kind nicht für sich gewinnen. Im Gegenteil: Alles Militärische ist ihm ein Graus; er hält lieber Abstand davon und tritt der katholischen Jugend in seinem Heimatort bei.
Die Jugendgruppe hat für ihn besonders später, als er schon etwas älter ist, eine große Bedeutung, da sie maßgeblich die Freizeit der Jugendlichen bestimmt und teils lebenslange Freundschaften schafft. Dabei fühlen sich die Jungen in ihrer Natürlichkeit und Unbeschwertheit wenig eingeschränkt, obgleich ihnen doch der Zwang und die Gefahr der NS-Diktatur überall begegnen.
Josef und seine Kameraden halten an ihrer Lebenseinstellung fest, auch als sie noch vor Kriegsbeginn von der Gestapo verhaftet werden und einige Wochen im Klingelpütz in Köln und danach in einem „Jugendlager“ inhaftiert sind.
Kurz nach seiner Haftzeit wird der junge Josef als Soldat eingezogen. Seine Jugend und sein bisheriges Leben nehmen ein Ende. Josef erlebt den Russlandfeldzug mit und kommt erst kurz nach Kriegsende nach Hause. Seine Erinnerungen an die Zeit als Soldat prägen ihn für sein Leben.
Als Josef einige Zeit nach dem Krieg bereits verheiratet ist, siedelt er gemeinsam mit Freunden, alles ehemalige Mitglieder der katholischen Jugend, in einem Teil von Bergisch Gladbach.
Nicht nur, dass er jede Art von nationalsozialistischem Gedankengut ablehnt, Josef nimmt nach dem Krieg auch eine betont pazifistische Haltung an. Wenn ihn alles kriegerische Gebaren schon als Kind abgeschreckt hat, so spricht er sich als Erwachsener in der Nachkriegszeit aktiv dagegen aus.
Josef Koll ist in Parteien tätig, erst in der CDU, dann bei den Grünen und versucht so, selbst etwas für ein Leben ohne Krieg zu tun. Sobald er mitbekommt, dass sich die Einstellung seiner Partei in eine militärische Richtung entwickelt, distanziert er sich von dieser sofort.
Bis ins hohe Alter hinein engagiert sich Josef bei Friedensbewegungen und beteiligt sich mit großem Einsatz an Projekten zur Völkerverständigung.