Marga Broil an ihren Mann August, 2. Februar 1944
Köln, den 2. Februar 1944.
Mein lieber August,
nachdem der Tag unserer Hochzeit nun schon fast einen Monat hinter uns liegt, erreichen uns immer noch die Glückwünsche der Freunde. Gestern konnte ich Dir den Brief von Jupp Dresen mitschicken und heute kam ein recht herzliches Wort von Liesel und Theo Klöckner. Wie sehr sie doch alle an unserer Freude teilhaben. Du, so viele gute Wünsche lieber Menschen begleiten uns und in manchen scheint mir etwas wie eine Erwartung zu liegen, eine unausgesprochene Forderung, die sie an uns stellen. Und weil diese Forderung aus dem Wohlwollen kommt, das man uns in so reichem Maß entgegenbringt – manchmal bedrückt mich das etwas, weil es doch so ganz unverdient ist – legt es uns eine innere Verpflichtung auf, der wir gerecht werden müssen; nicht so sehr durch Taten nach außen hin, sondern durch unser Sein, unser Leben, so wie es vor Gott steht.
Liebster, ich wollte Dir heute mit Liesels Brief nur einen kurzen Gruß mitschicken, doch da drängten
sich diese Gedanken wieder herein, und ich mußte sie Dir sagen.
Wenn Dir jetzt die Beantwortung der Briefe u. Glückwünsche zu viel wird wegen des Lehrgangs, so kannst Du mir ja noch welche abtreten. Ich bin mit meinen auch noch nicht durch, will mich aber jetzt dahinter halten.
Dein Päckchen zur Pflege der Reinlichkeit kommt mir sehr willkommen. Mit dem Organisieren muß man sich wohl abfinden. Hast Du schon daran gedacht wegen Deiner Füße einmal zum Arzt zu gehen? Ich muß ja für diese Dinge jetzt auch mitsorgen, nicht wahr!
Mein lieber August, nimm heute mit diesen kurzen Worten vorlieb, mein Gruß und mein Gedenken aber kommt von ganzem Herzen.
Gute Nacht Liebster, es denkt an Dich
Deine Marga.