August Broil an seine Frau Marga, 17. April 1944
17.4.1944
Meine liebe Marga,
gestern im Aufbruchfieber ging alles drunter und drüber, kaum ein Augenblick war Ruhe, heute ist wieder alles umgestoßen, denn wir bleiben noch, stehen aber abmarschbereit. Ich will die kurze Zeit abendlicher Ruhe zu einem Plaudern mit Dir nutzen.
Da finde ich zwei Ansichten vom Lager. Was Du hier siehst ist ein ganz kleiner Ausschnitt und der zeigt schon zahlreiche Bauten. Die Aufnahmen wirken viel nüchterner als die Wirklichkeit, und wenn die Farben des Sommers und Frühlings hinzukommen, dann ist es sogar schön zu nennen, wenn man die Nüchternheit der Blocks nicht allzusehr auf sich wirken läßt. Denn da gibt es Kiefern, Fichten, Birken und Wacholder in sanften Erdwellen eingebettet. Die Karte in brauner Tönung zeigt den Eingang und die weit im Bogen verlaufende Autostraße. Diese Straße gehe ich herunter, wenn ich mit vollem jauchzenden Herzen von Dir zurückkomme.
Nach rechts blickt man dann in Wald und freies Land hinein. Ich gehe dann ganz weit durch, weiter als Du auf dem braunen Bilde sehen kannst, und dann gelange ich an die Stelle, wo eine Erdmulde von einem Straßendamm überbrückt wird. Das siehst Du auf dem grau getönten Bilde, und in dem ersten Block vorne wohne ich, da ist mein fürstliches Soldatenquartier; von da aus sehe ich auch das blühende Bäumchen in dem Walde stehen, der auf dem Bilde rechts beginnt. Wenn sich Gelegenheit bieten würde, dann würdest Du genau wie ihn Bremen alles mit eigenen Augen sehen wollen. Es ist immer etwas so Schönes, wenn einer von uns beiden einmal die Pfade begehen darf, die der Schritt des andern so oft denkend, sinnend und voll Sehnsucht beschritt. Da verwirklicht sich dann so viel, was der Einsame in vielen Tagen gedacht und ersehnt hat.
Du, meine Marga, dies sollen wieder ein paar Zeilen für Dich sein zum Freude machen. Wenn sie das vermögen, dann freut sich mit Dir
Dein August