Kaplan Stiesch an Dr. Alois Sistermann, Anfang Februar 1940

Rudolf Stiesch   Köln Bickendorf     Schlehdornweg 1

[ohne Datum]

Carissime!

Für das Deutsche Gebet und den Brief meinen herzlichen Dank! Der Brief an Professor Karl Muth bzw das Hochland ist auch unterwegs.

Die Anschrift von Herrn Rektor Heuser: Pfarrektor Peter Heuser, Köln Mühlheim, Rektorat St Elisabeth.

Ich will am Freitag Abend den Jungen das deutsche Gebet einmal vorlesen. Ich bin mal gespannt, wie sie es auffassen. Wir haben ja von den liturgischen Gebeten und den Psalmen abgesehen nicht grade Überfluss an männlichen Gebeten.

Im übrigen freue ich mich in mancher Beziehung doch, dasz ich hier Kaplan sein darf. Ich habe hier etwas mehr freie Zeit als in Kaiserswerth und kann so etwas studieren, meist Lektüre des NT. Auch lese ich etwas mehr schöne Literatur. Die Form der Kathechese gewinnt dadurch. Kinder verstehen erzählte Beispiele viel besser als gedankliche logische Ableitungen. Endlich übe ich etwas auf der Orgel, deutsche Kirchenlieder begleiten. Vor 14 Tagen habe ich zum ersten Mal in der Salveandacht gespielt. Angenehm, wenn man „das Unbehagen der Premiere“ überwunden hat.

Mit treuem Grusz Ihr

Das Memento in der hl Messe werde ich nicht vergessen. Oremus pro invicem!