Werner Niederwipper an Kaplan Stiesch, 24. Februar 1940
Bromberg, am 24. II. 1939 [richtig: 1940]
Sehr geehrter Herr Kpl. Stiesch!
Zunächst danke ich Ihnen für Ihr Schreiben und für die beiden Schriften, die Sie mir gesandt haben. Gerade noch eine Stunde vor meiner Entlassung aus dem Arbeitsdienst trafen sie ein. Ich habe mich darüber gefreut.
Und jetzt bin ich schon wieder fort von Köln. Diesmal sind es 1000 km.) Hier in Bromberg setzt gerade die Schneeschmelze ein, was sich für uns Infanteristen nicht gerade angenehm bemerkbar macht. Die Ausbildung, die wir hier durchmachen, ist schwer und anstrengend, aber nützlich und wertvoll. Man merkt jetzt erst mal richtig, was man eigentlich leisten kann. Im übrigen gefällt es mir nicht schlecht hier. Der Dienst ist, im Gegensatz zu dem im RAD üblichen, geregelt, und, was besonders wichtig ist, die bestehende Regel wird auch tatsächlich eingehalten.
Wenn die Luft hier auch nicht gerade christlich ist, so ist doch auch in dieser Beziehung ein deutlicher Gegensatz gegenüber dem Arbeitsdienst. Es wurde vor der ganzen Kompanie gefragt, wer Sonntags zur Kirche geführt werden möchte, und es meldete sich eine sehr große Anzahl. Im Arbeitsdienst waren
die Kirchgänger ja bekanntlich die schwarzen Schafe.
Es ist schade, daß wir noch keinen Ausgang hatten. Hier soll ein gutes Stadttheater sein, und auch sonst soll Bromberg ganz schön sein. Ich bin gespannt.
Gesundheitlich fühle ich mich noch gut, was ich von Ihnen ebenfalls hoffe.
Seien Sie nun recht herzlich von mir gegrüßt, und grüßen Sie bitte auch Herrn Kapl. Küppers von mir und die Kameraden der Jungengruppe.
Werner Niederwipper.
Schtz. W. Niederwipper
Inf.Ers.Schtz.Komp. I/474,
Bromberg, Rinkenkaserne.