Kaplan Stiesch an Werner Stoffel, Ende April 1940 (?)
Rudolf Stiesch Köln Bickendorf Schlehdornweg 1
[ohne Datum]
Lieber Werner!
Wie habe ich mich über ein Lebenszeichen von Dir gefreut! Und aus so weiter Ferne denkst Du an meinen Namenstag! Auch zu Deinem Namenstag herzlichen Glückwunsch. Ich glaube, ich habe zum ersten Mal den hl Werner in diesem Jahre überhaupt festgestellt. So viel ich mich erinnere, habe ich nur Deinen Geburtstag gewöhnlich kommemoriert.
Vor kurzem fuhr ich zu den Exequien von Pfarrer Dr Landmesser nach Kaiserswerth. Am Bahnhof in Düsseldorf kam plötzlich eine Dame auf mich los und fragte mich: Sind Sie der Kaplan Stiesch? Als ich es bejahte, erzählte sie mir, sie sei die Tante des Werner aus Engelskirchen und müsse zur Beerdigung eines Engelskircheners auf den Nordfriedhof. Werner sei im Osten und werde als Kraftfahrer für Sanitätswesen ausgebildet und sei guter Dinge.
Was ich humoristisch finde, ist die Tatsache, dasz mich der Tante offenbar als giraffenartige Kaplanserscheinung in Deinen Erzählungen vorgestellt hast, sonst hätte sie mich doch kaum erkennen können, da wir uns noch nie vorher gesehen hatten. Soll mich mal wundern, ob ich auch als Sanitätsunicum in die Wehrmacht eingegliedert werde. Joseph Schülpen schrieb, dasz er Ende des Monats oder Anfang Mai wohl auch mit der Einziehung rechne. Mein Bruder ist auch schon gemustert. Vielleicht feiern wir mal ein unerwartet frühes und frohes Wiedersehen.
Mein Vorgänger Peter Klein hier ist auch Sanitäter in Breslau. Hier bin ich mit Paul Küpper zusammen, den Du ja auch aus dem ND kennst. Mit frohem Grusz bin ich in Treue Dein