Rudi Conin an Kaplan Stiesch, 4. Juli 1940
Braunschweig, am 4.7.40
Hochwürden!
Zunächst einen herzlichen Gruß aus Braunschweig. Ich bin jetzt bereits 2 Wochen hier und kann sohl sagen, dass ich mich sehr gut eingelebt habe. Eigentlich fehlt mir hier nichts. Nur einige Kerle von uns müsste ich hier haben. Wohl habe ich hier noch eine Schar gefunden, aber eine ganz andere. Fahrt kennen die gar nicht. Und doch bin ich froh, dass ich auch nur diese Schar gefunden habe. Ich hoffe, daß ich doch 2 oder 3 mal mit auf Fahrt kriege. Am Samstag willl ich mit einem Kameraden nach Hildesheim trampen. Er ist noch nie getrampt und wenn es am Samstag klappt, wird wohl das andere bald kommen. Fahrtenziele habe ich hier genug. Nicht weit von hier der Harz, Goslar, Halberstadt und der Brocken.
Wie läuft nun die Sache dort weiter? Machen noch alle mit? Besonders interessiert mich die jüngere Gruppe. Schrei-
ben Sie mir bitte über diese Gruppe. Sollte jemand nicht mehr mitmachen, schreiben Sie mir dies bitte. Gleichzeitig müssen Sie mir aber auch die Adresse angeben.
Nun muß ich mich noch bedanken für Ihren Brief. Notwendig war derselbe nun nicht. Ich will das Geld nun dazu verwenden ein vernünftiges Kreuz zu kaufen. Hier ist nun nichts zu bekommen und soll Otto dasselbe in Köln kaufen.
Es würde mich nun sehr freuen, wenn die Ausgestaltung des Heimes auch weiterging. Das ist eine feine Einsatzmöglichkeit für alle. Auf Versteigerungen usw,. müsste nach Schemeln gesehen werden. Von einer Jungengemeinschaft muß man etwas fordern können! Es wäre wohl angebracht, wenn man von jedem ein Geldopfer verlangen würde. Vielleicht besuchen Sie jeden Kerl einmal und sprechen mit ihm darüber. Das Geld soll nun nicht von den
Eltern sein, sondern vom Jungen selbst. (Opfer!) Sollte das gesammelte Geld nicht ausreichen, dann müßte eben noch eine Sparbüchse auf dem Abend rundgehen.
Schreiben Sie mir auch bitte über den letzten Abend. Ich habe auch Otto darum gebeten. Aber wir selbst werden den Abend, den wir halten, immer besser beschreiben, als es war.
Überlegen Sie bitte einmal, ob meine Vorschläge durchzuführen sind. Es würde mich freuen bald etwas Positives zu hören.
Zum Schluß Gruß + Heil auch an die anderen Kameraden
Rudi