Willi Ludwig an Kaplan Stiesch, 31. Juli 1940

O. U. den 31.7.40.

Hochverehrter Herr Kaplan.

Fuer Ihren Brief sage ich Ihnen herzlichen Dank. An den Herrn Pfarrer habe ich schon geschrieben, dass ich nicht mehr in Frankreich bin, einesteils ist es schade, dass wir von dort weg mussten, denn hier in Deutschland faengt der alte Kasernenbetrieb wieder an, ich selbst habe ja nicht viel damit zu tun, da wir auch hier in Deutschland noch eingesetzt sind. Aber dennoch ist es wunderschoen wieder in der Heimat zu sein, hier kann man sich doch wenigstens mit den Leuten unterhalten und sprechen wie einem der Mund gewachsen ist, nicht wie es einem in Frankreich oft passierte wo man glaubte wunders was schoenes gesagt zu haben, sagen ist leicht uebertrieben, ich meine gestottert zu haben, und doch ausgelacht wurde, weil es etwas ganz anderes bedeutete als das was man meinte. Aber denoch bin ich froh wieder in Deutschland zu sein, denn wenn nichts dazwischenkommt, bekomme ich am 13. 8. 16 Tage Fronturlaub, leider habe ich eine weite Strecke zu fahren, es sind an die 1000 km. und wenn die Zuege noch immer so misepetrich fahren, wie sie am Anfang des Jahres gefahren sind, kann ich mich ja auf etwas gefasst machen.

Ich wuensche Ihnen nun auch alles Gute und seien Sie vielmals gegruesst

Ihr Willi Ludwig

F.Nr. 29877