Rudi Conin an Kaplan Stiesch, 10. September 1940

Arbeitsmann
Rudi Conin
RAD Abt K 3/313
Himmerich
Fest(?) Randerath Rhld

Himmerich, den 10.9.40

Hochwürden!

Aus dem R.A.D. sende ich Ihnen die besten Grüße. Zuerst möchte eich mich entschuldigen wegen der Anschrift auf dem Umschlag. Leider kann ich nicht anders schreiben, da die Post durchgesehen wird.

Hier im Lager habe ich es prima angetroffen. Vorläufig müssen wir den Drahtverhau vor den Bunkern aufrollen. Später kommen wir vielleicht nach Frankreich zum Einsatz, wie das unseren Vorgängern auch ergangen ist. Ich würde mich darüber sehr freuen, obwohl die meisten dagegen sind. Gott sei Dank wird das nicht von denen entschieden.

Auf meiner Stube liegen 16 Arbeitsmänner. Ein M. aus Aachen ist der einzigste vernünftige Kerl. Der Ton und die Unterredungen sind sehr, sehr schmutzig und geht dadurch mancher noch einigermaßen anständige Kerl verloren. Kameradschaftlich ist jedoch mit allen gut auszukommen.

Sonntags wie Werktags ist nur immer Dienst. Freizeit kennen wir kaum. Die Briefe, die wir schreiben, schreiben wir auf Stottern oder abends im Bett. Einen Brief hintereinanderzuschreiben ist unmöglich. Von morgens 6 bis abends 9 Uhr hat man immer zu tun. Manchmal ist nachts noch Fliegeralarm und laufen wir dann tagsüber halbtot herum. Wir (unsere Stude) ist als Löschtrupp gemeldet

und werden wir abends, wenn die anderen Feierabend haben ausgebildet. Sollten Sie, Hochwürden, nun einmal längere Zeit von mir nichts mehr hören, so ist dies keine Faulheit sondern Zeitmangel. Ich muß jetzt schließen, denn bald ist Zapfenstreich und muß dann alles im Bett sein. Zum Schluß Gruß und Heil auch an die Kameraden.

Rudi