Josef Meurer an Kaplan Stiesch, 18. September 1940
Hesepe am 18. September 1940
Lieber Herr Kaplan!
Sicher denken Sie, ich hätte Sie ganz vergessen denn ich habe so lange nichts von mir hören lassen. Hier hat sich manches geändert seit meinem Urlaub. Wir liegen jetzt hier mit 1200 Mann. Im Augenblick sind wir alle als Arbeitsdienst eingesetzt. Der Flugplatz soll so schnell wie möglich einsatzbereit werden. Und da müssen wir alle mitarbeiten täglich 10 Stunden. Wir haben uns schon ziemlich daran gewöhnt. Die erste Zeit viel es doch manchem von uns schwer, denn die meisten hatten doch noch nie eine solche Arbeit getan. Das Exerzieren fällt ganz aus. Es wird auch noch den Winter über so bleiben. Jedenfalls aber werden wir auf diese Weise mithelfen den Krieg zu gewinnen. Lebensgefahr besteht hier auch keine und wir können geduldig die Zeit abwarten, bis man uns für immer nach Hause schickt. Wie ich höre hat Karl Heinz Hodes ja jetzt wieder meinen Dienst übernommen. Nach den langen Erholungsferien wird er ja jetzt mit neuer Kraft ans Werk gehen. Ich freue mich, daß er die Sache so nett macht und man meine Abwesenheit doch nicht so sehr bemerkt.
Nun verbleibe ich mit vielen Grüßen auch an Ihre lieben Eltern
Ihr Josef Meurer