Theodor Buiting an Kaplan Stiesch, 20. Oktober 1940

Fu. Th. Buiting, Ln. Erg.Komp. 20/Lg. 3. Berlin-Kladow

20/10.40

Lieber Herr Kaplan!

Wie groß war die Freude an Mittwoch, als mein Freund und Kamerad der auf der Schreibstube ist mir des Abends ein Brief mit brachte und ließ mich raten wer wohl geschrieben hatte. An Ihnen lieber Herr Kaplan hatte ich doch nicht gedacht. Sie können sich nicht vorstellen wie groß die Freude wahr und ich danke herzlich.

Ich hatte auch schon mahl geschrieben aber der Brief kamm wieder zurück. Als ich in Juli in Urlaub zuhause wahr hatte ich vergessen nach Ihre Adresse zuerkundigen. In stillen Stunden denke ich häufig an die schöne Zeit zurück die ich in Kaiserswerth verlebt habe. Es wahr wirklich eine schöne Zeit, trotz der vielen arbeit und ma[n]chem schwerem Sturm. Hier beim Militär ist das Leben ganz anders man ist wacher und ernst geworden.

Das Militärleben habe ich mit all seinen guten und schlechten Eigenschafte so richtig kennengelernt. Manchen schweren Sturm habe ich über winden müssen. Habe auch ein Kriegsandenken für mein ganzes Leben bekommen, gesundheitlich ist es mir sehr schlecht ergangen. Seit dem 17 Februar kann ich schon kein ??…..dienst mehr mit machen. Jede größere Anstrengung kann mich wieder ins Lazarett bringen. Im letzten strengen Winter als ich bald Tag und Nacht draußen im Dienst sein musste erkrankte ich tüchtig an Ischias, dass ich gleich gleich ins Lazarett gebracht werden musste.

Die Krankheit hat sich auch auf die ganzen Nerfen ausgebreitet. Zur Zeit wahr ich auf dem Fliegerhorst in Kolberg an der Ostsee tätig. Als meine Kameraden zur Westfront versetzt wurden, habe ich mich freiweillig mit zur Front gemeldet. Nach 14tägigem aufenthalt an der Front musste ich gleich wieder das Kriegslazarett Bernbachtal beziehen, weil man mich dort nicht heilen konnte, kam ich in das Dominikanerin Kloster zu Arnbar bei Koblens. Das man zum Lazarett hergerichtet hattte. Als ich einiger maßen transport fähig wahr, wurde ich mit ein Lazarettzug nach Frankenstein in Schlesien gebracht. Dort solte ich richtig geheilt werden. Aber man konnte mich auch nur gebeßert entlassen. Mancher Krankheits Tag ist mir wirklich wie zur Höllenqual geworden. Aber das echte vertrauen zu Gott gab mir immer wieder neuen Mut und Kraft. Jetzt bin ich Zeit Juni hier in Berlin bei einer Ersatzt Kompanie. Habe gleich einen guten Posten bekommen zuerst als Gärtner bei einem Oberst, brauchte nur den kleinen Garten in ordnung zuhalten. Vor ein paar Wochen wurde der Hausbursche vom oberst entlassen, und ich musste die Stelle annehmen. Jetzt bin ich Hausbursche „Seiner und Ihrer Mayestät“ geworden. Habe jetzt wohl viel arbeit, aber mit dem ganzen Kaufmanndienst nichts zutuen.

Nun lieber Herr Kaplan habe ich Ihnen ganz kurz geschildert wie es mir beim Militär ergangen ist und was ich augenblicklich treibe. Wie schön währe es wenn bis Weihnachten der Krieg vorbei ist und wir Soldaten alle wieder zuhause sein könnten. Mit dieser Hoffnung will ich schließen.

Es grüßt herzlich Euer

Theodor Buiting

Auch viele herzliche Grüße an Ihre Eltern.