Rudi Conin an Kaplan Stiesch, 25. Oktober 1940
Himmerich, 25. Okt. 1940.
Zunächst vielen Dank für Ihren Brief, den ich leider erst heute beantworten kann.
Der Dienst ist heute, wie Sie richtig schreiben, leichter geworden. Der vorige Ordnungsdienst ist abgelöst durch den Arbeitsdienst. Morgens geht es immer zur Arbeit. Wenn es auch kalt ist, so müssen wir uns warm arbeiten. Auf den Einsatz warten wir nun alle. Bisher bekamen wir nur 0,25 Rm Tagelohn. Ab 1.11. sollen wir Wehrsold (Rm 1.-) + Feldpostnummer bekommen.
Übermorgen haben wir den 1. Ausgang. Es geht zu einer Kundgebung, auf der der Kreisleiter spricht. Davon ist hier keiner erbaut. Ebenso verfluchen auch alle den politischen Unterricht. Es ist schon ein treffender Spruch entstanden, der folgendermaßen lautet:
Wenn alles schläft und einer spricht
Dann ist nationalpolitischer Unterricht.
Sonst gibt es hier nichts neues. Im R.A.D. ist das Leben sehr geistlos. An Lesen usw. kann man hier nicht denken.
Bezügl. Des Tagebuchs kann ich Ihnen nur mitteilen, dass das leider verboten ist, besonders jetzt im Krieg. Ich habe mir nun Notizen in den kalender gemacht und wird es aber zum Schluß schwer sein, darüber noch zu schreiben.