Kaplan Stiesch an Rudi Conin, 9. November 1940
Rudolf Stiesch Köln Bickendorf
9. November 1940
Lieber Rudi!
Für Deinen Brief herzlichen Dank. Ich hatte ihn schon vorlesen wollen, aber noch keine rechte Gelegenheit gefunden. Hat es schon geklappt mit dem Wehrsold und der Feldpost Nr.? Da bin ich mal gespannt.
Hier ist alles in Ordnung. Heini gibt sich sehr viel Mühe. An alles denkt er und zwar rechtzeitig. Die Jungen dürften nur etwas besser mittun. Manchmal ist es so, als ob sie ein Auto erwarteten, das sie abholt. Der Weg ist ihnen schon zuviel.
Nun ist es ja auch ungünstiger als vorigen Winter, durch den dauernden Alarm und dazu manchmal sehr früh. Gestern abend ging es schon um 10 nach 8 los. Wir fangen daher meist schon 7 oder um ½ 7 an. Leider können dann manche nicht kommen.
Ich habe mal über Kunst gesprochen und dazu Bilder mitgebracht. Die Jungen waren sehr aufmerksam. Heini sprach mal von der Jungfrau von Orleans, der Jeanne d Arc. War auch sehr gut. Vor allem die Lieder gut in den Zusammenhang der Erzählung eingebaut.
Otto Haas soll ja wohl bald nach Hause kommen. Hoffentlich ist er wieder gut hergestellt. Wir können seine Mitarbeit gut gebrauchen. Hubert Zingsheim macht sich auch gut beim Arbeitsdienst. Er schreibt, von Langeweile und Eintönigkeit nicht die Spur. Jeder Tag bringe etwas neues. Im übrigen stimmen seine Erlebnisse mit den Deinen überein. Auch er möchte gerne lesen uä.
Herzlichen Grusz