Hans Klein an Kaplan Stiesch, 10. November 1940

Frankreich, den 10.11.40.

Sehr geehrter Herr Kaplan!

Nun komme ich doch endlich dazu, auf Ihren Brief zu antworten. Zunächst einmal recht herzlichen Dank dafür. – In meinem letzten Urlaub hatte ich Ihnen versprochen, einmal zu schreiben. Ich will nun nicht mit der Ausrede kommen, ich hätte keine Zeit gehabt. Aber, es ist vielleicht ein wenig beschämend für mich, ich schreibe sehr, sehr ungern. Außer einem Menschen, den ich ganz kenne und dem ich ganz vertraue.

So, wenn ich Ihnen gegenüber einmal ganz ehrlich sein soll, ich schreibe noch nicht einmal gerne meiner Mutter. Wie das kommt, kann ich Ihnen in einem Briefe nicht gut erklären. Vielleicht spreche ich einmal darüber. Bald bekomme ich ja auch wieder Urlaub, am 16.11. fahre ich hier weg. Ich werde Sie in meinem Urlaub sehr gerne wieder besuchen kommen. Wirklich gerne, das soll keine Phrase sein.

Nun zu dem Bücherwunsch. Es ist nun tatsächlich sehr schwer, etwas zu finden. Am liebsten möchte ich gleich so zehn Bücher auf einmal nehmen. Da das ja auch nicht geht, nehme ich auf Thereses Vorschlag: Nr. 2105 „Land-

schaftsaquarelle von Albrecht Dürer“. Therese wird Sie wohl auch schon über meinen Wunsch unterrichtet haben. Ich hatte ihr denselben schon in einem Brief mitgeteilt.

Nun möchte ich schließen. Es ist Sonntagabend und schon fast 12.00 Uhr.

Mit einem frohen Gruß an Sie und unsere gesamte Jungens und Jungmannschaft

Ihr Hans Klein

Schreiben Sie bitte keine Antwort, denn die kommt nicht mehr an. Fahre ja schon am 16. in Urlaub.

Hans