Theodor Buiting an Kaplan Stiesch, 8. Dezember 1940
Berlin-Kladow. 8/12.40
Lieber Herr Kaplan!
Schon ist mahl wieder ein Monat vergangen dass ich Ihren lieben Brief mit großer Freude und Dank erhalten habe. Mir geht es noch immer recht gut, nur werde ich von meiner gnädigen Herrschaften sehr in ansprug genommen. Habe von morgens früh bis abends späth die Hände voll arbeit. Danke auch recht herzlich für das schöne Büchlein, sehr viel erzähle ich meine Stubenkameraden von Blumen und meinen schönen Beruf der mir gahr so ans Herz gewachsen ist. Hatte jetzt auch mahl die gelegenheit meiner gnädigen Herrschaft meine Bindekunz zuzeigen. Habe denen ein Adventkranz und Leuchter gebaut wie ich noch keinen im Leben gemacht habe. Trotz dem dass ich doch schon so viele im Lazarett rum gekommen bin, habe ich noch keinen Feldgrauen Kaplan als Sanitäter angetroffen. Unser Pfarrer hier aus der Diasporapfarre Kladow, hat man auch am 2 Dezember eingezogen zu den Sanitätern. Will nicht hoffen dass Sie eines guten Tag auch noch mahl als Sanitäter bei den Preußen landen.
In dem 7 Monatigen aufenthalt hier in Berlin habe ich die Freizeit benützt jeden Sonntag und Samstagnachmittags die Reichshabtstadt und die alte Garnisonstadt Potsdam richtig kennen zulernen. Alle Sehenswürdigkeiten Museen, Schloß, Dom, u. s. w. habe ich mit ein Kamerad
der mir auch ser ein guter Freund wurde, alles durchstreift. Augenblicklich interessieren wir uns für Theater. Ein teil der berühmten Theaterhäuser haben wir schon besuchen können.
Fahre auch ab und zumahl des Sonntagsmorgens zur St. Hedwigs Kathedrale und wohne dort eine heilige Messe bei. Die Kathedrale ist nicht groß aber sehr schön. Vielleicht habe ich diesees Jahr das große Soldatische glück Weihnachtsurlaub zu bekommen. Dann werde ich auch ein paar Tage da von nach Kaiserswerth fahren und mahl sehen wie es da noch aussieht. Und die Familie Schmitz wird sich auch wohl freuen, mich nach sehr langer Zeit mahl wieder zu sehen.
Mit herzlichen Grüßen verbleibt Ihr
Theodor Buiting
Bin vom ersten November an Gefreiter geworden.