Hermann Wengelski an Kaplan Stiesch, 19. Januar 1941
Prüm, den 19.1.41.
Sehr geehrter Herr Kaplan!
Zunächst bitte ich Sie um Entschuldigung über mein langes Schweigen. Dann danke ich für Ihren lieben Brief, den ich in diesen Tagen erhalten hab. Er hatte einen weiten Weg gemacht. Er ist mir auf vielen Wegen in Frankreich nachgewandert, kam dann nach Wehlen an der Mosel und hat mich hier in Prüm in der Eifel eingeholt.
Nun weiß ich nicht, ob meine obige Anrede noch die gleich ist, wie früher, deshalb konnte ich nicht anders schreiben. Bei mir hat sichs insofern geändert, als daß ich seit dem 1. Jan. 1941 zum Gefreiten befördert bin.
Weihnachten hatte ich Urlaub. Es war für mich mein schönstes Erlebnis, diese Tage im Kreise meiner lieben Familie verbringen zu dürfen. Die Kinder sind inzwischen so groß geworden. Die Marita war damals 2 ¼ Jahre alt. Sie ist so ein liebes Mädel, sie versteht alles und
spricht wunderschön. Der kleine Hermann ist auch schon 9 Monate alt. Er ist ein lieber Kerl.
Und nun, werter Herr Kaplan, wie geht es Ihnen, und besonders Ihren lieben Eltern? Ich hoffe nur gut. Mir wenigstens geht es sehr gut. Wir sind aus Frankreich herausgezogen und werden hier in der Eifel neu aufgestellt.
Hoffentlich nimmt der böse Krieg bald ein Ende, und wir können unserm geregelten Leben wieder nachgehen. Aber einstweilen müssen wir noch durchhalten, bis wir die Ernten unseres Sieges genießen können.
Für heute recht liebe Grüße und alles Gute. Dasselbe Ihren lieben Eltern.
Ihr Hermann Wengelski
Meine jetzige Feldpostnummer ist: 31529 E