Konrad Friesenhahn an Rudolf Stiesch, 9. Februar 1941

Am 13.2.41

Lieber Rudi!

Hab Dank für Deinen Gruß und der Zeitschrift. Als Soldat in der Einsamkeit eines Übungsplatzes, auf dem kein Radio und keine bücher sind, passte das Heft ganz gut. Den Bärenreiter Verlag in Kosel kenne ich, hat schon früher oft feine Sachen zur Zeit der Jugendbewegung geliefert. Die „neue Schau“ wird ja eine andere Aufgabe haben als unsere „neue Saat“. Sie will ja für das „deutsche Haus“ sein, die neue Saat spricht nur zu einem besonderen Kreis kunstinteressierter Menschen. Aber man freut sich ja doch über jede Zeitschrift, die auf bewusst christlichem Boden steht und nicht in die gleiche Tüte bläst. Besonders treffend war für mich ein Artikel über Agnes Miegel, die als Ostpreußin mich interessierte. Ich hab sie in Köln einmal aus eigenen Werken lesen hören.

Also sogar Grippekrank warst Du?! Sonderbar, dass wir Erkältungskrankheiten so schlimmen Außmaßes gar nicht kennen. Husten und Schnupfen haben wir immer, doch zum Fieber bekommen „lässt“ man uns keine Zeit.

Für Dich würde ich ja die Einziehung lieber erst im Frühjahr sehen. Die Meisten kommen ja immer in den Osten und hier tobt der Winter doch ein bisschen „sibirischer“ als am Rhein.

Im übrigen macht sich auch hier mehr und mehr „die Zermürbung der Allgemeinheit“ bemerkbar. Ich glaube kaum, dass Du außer persönlichen Beispiels, kaum die Möglichkeit finden dürftest irgendwie als Seelsorger anzusetzen.

Und nun danke ich Dir nochmals für Deine Unterstützung beim „übersetzen“ etwaiger kleiner Beiträge für die Zeitung aus meinen Briefen in die Schreibmaschine. –

Söhngen und Schäfer (letzterer erinnert sich besonders wenigstens an Deinen Namen) lassen immer wieder grüßen. Und ich grüße auch Tante Düne und Onkel Hermann.

Heil!

Konni