Rudi Conin an Kaplan Stiesch, 18. Februar 1941

18.2.41.

Aus einer neuen Umgebung sende ich Ihnen, sowie allen Kameraden einen frohen Gruß.

Hier beim Militär weht nun in jeder Beziehung ein anderer Wind als im Reichsarbeitsdienst.

Ich schrieb schon Otto, dass hier ein ganz anderer, sauberer Ton herrscht als im R.A.D. was nur auf die älteren Ausbilder zurückzuführen ist. Man fühlt sich da viel wohler. Dazu liegen in meiner Abteilung noch einige Jungen aus der Schar, die ich kenne. Einer iost sogar aus Rochus. Die anderen sind aus Peter, Anna u.s.w. Mit dem aus Anna liege ich auf einer Stube. Doch er ist nicht so der Typ wie ich ihn mir wünsche. Er ist mehr so ein Tangojüngling. Aber das macht vorläufig noch nichts aus, denn Ausgang haben wir bis jetzt nur geschlossen und da bleiben wir eben noch zusammen. Das das später, wenn jeder alleingehen kann auch noch so ist, weißich nicht, denn er wird doch in sein altes Laster zurückfallen. Aber ich ließ mich überraschen.

Hier gefällt es mir nun ebenso gut, als im R.A.D. obwohl ich dort ein besseres Leben hatte. Aber es kommt schließlich nicht nur auf den Dienst, sondern auch auf das

Zusammenleben mit den Kameraden an. Das ist hier auf jeden Fall besser.

Hochwürden! Otto schrieb mir über den Diakonatsabend mit W. Wie die Sache im Moment liegt ist ja traurig. Ich hoffe nun dass die Jungführer wissen worum es geht. Es muß immer wieder auf dies hingewiesen, wenn es klappen soll. Wie Otto mir schrieb, soll Hubert auch wieder mitmach(t)[en]. Es war, nach meinem Ermessen, nicht richtig Hubert die Gruppe abzunehmen. Es muß nämlich damit gerechnet werden, dass Otto auch demnächst eingezogen wird.e Hochwürden. Würden Sie nun Hubert ordentlich zwischennehmen, denn ich glaube dass Otto das nicht so kann.

Ich muß schließen. Gleich ist Apell in Lederzeug. Es gibt vorher noch viel zu tun.

Seien Sie sowie alle Kameraden herzlichst gegrüßt

Rudi