Hermann Wengelski an Kaplan Stiesch, 28. Februar 1941

28.2.41.

Werter Herr Kaplan!

Habe mit bestem Dank Ihren lieben Brief erhalten. Es freut mich immer, Grüße aus der Heimat zu erhalten. Auch meinen besten Dank für den Glückwunsch. Wie geht es Ihnen und Ihren lieben Eltern? Ich hoffe gut. Mit mir bin ich auch ganz zufrieden, nur der Dienst ist recht hart. Aber wir wollen schon alles ertragen und Gott danken, daß er uns gesund erhält. Auch meiner Familie geht es gut. Leider hab ich zu wenig davon. Die Marita ist ein so großes Mädel geworden. Sie ist mit ihren knappen 2 ½ Jahren so vernünftig und so schlau, sie spricht bereits alles. Auch der kleine Hermann ist ein leckerer Junge geworden. Am Samstag fahre ich wieder heim, allerdings nur über den Sonntag. Hoffentlich ist es mir bald vergönnt, daß ich mal wieder ganz bei ihnen sein darf; denn daheim ist es immer noch am schönsten. Aber wir wollen noch fester in den Apfel beißen. Es ist eben ein großes Werk und es

wird uns, wenn wir den Endsieg einmal errungen haben, einmal belohnt werden. Ein Jahr will ich noch dran hängen. Dann, wenn alles vorüber ist, wollen wir ein neues Leben beginnen. Ich vertraue jedenfalls auf unsern Schöpfer und weiß, daß er mich wieder gut heim bringen wird.

Für heute, werter Herr Kaplan, alles Gute, das Gleiche auch Ihren lieben Eltern.

Viele GrüßeIhr Hermann Wengelski