Kaplan Stiesch an Konrad Friesenhahn, 26. März 1941

Rudolf Stiesch Köln Bickendorf Schlehdornweg 1

26. März 1941

Lieber Konrad!

Der Wechsel Konrad Koni und Rudolf Rudi war mir ganz unbemerkt gekommen. Aber du hast schon recht. Ab und zu soll das altvertraute wiederkehren. Augenblicklich ist Pater Justus hier. Er hat vorige Woche hier eine Jugendwoche gehalten. Jeden Abend waren etwa 75 Jungen und 100 Mädchen zur Stelle. Fein eine solche Schar und dann mit denen die neuen oder vielmehr ganz alten Lieder singen.

Pater Justus hatte schon das Zeug dazu, ihre Aufmerksamkeit immer wieder zu gewinnen. Einige Übergebildete fanden, er habe ihnen „zu wenig“ geboten. Ihnen hätte die Bergpredigt wahrscheinlich auch „zu wenig“ geboten an Fremdwörtern und Problemen. Er sprach eben einfach aus dem Leben heraus und wollte „zum höheren Leben führen“.

Er fragt übrigens, ob Du ihm nicht mal einen Beitrag lieferst für sein Josephsblatt (Auflage an die 40 Tausend). Eine kurze Erzählung mit einer religiösen Pointe. Ich habe grade von ihm einen Band geliehen. Er selbst schrieb voriges Jahr jede Woche einen Beitrag, ebenso ungezwungen und natürlich, wie auch sein Redestil ist.

Kennst Du übrigens die Bücher von Kaplan Hünermann? Sehr fein und ein unbezahlbarer Humor! Erst wollte ich nichts davon wissen weil ich sie für Konjunkturware hielt. Als er hier aber mal im vorigen Winter eine Lesestunde hielt, wurde ich eines Besseren belehrt.

Vor allem der Damian de Veuster ist lohnend! Muszt Du unbedingt mal lesen.

Herzlichen Treugrusz