Theodor Buiting an Kaplan Stiesch, 2. April 1941
Berlin, 2. April 1941
Lieber Herr Kaplan!
Heute finde ich die rechte Gelegenheit, Ihnen auch mal wieder ein paar Zeilen zu schreiben. Zunächst mal danke ich Ihnen herzlich für Ihren lieben Brief vom 4. Februar und den „Feuerreiter“, die mir wirklich eine große Freude bereiteten.
Nun hat der Frühling seinen Einzug gehalten und wird wieder neues Leben in der Natur erwecken. Vielerortz sieht man hier auch schon schüchterne Bemühungen, die durch die so wechselreiche Witterung bedingt sind, den Frühling in seinen ersten Treibkräften zu unterstützen. Der getzige Frühlingsanfang sieht ja nicht viel versprechent aus, aber hoffen wir das Gegenteil. Ich sehne mich mit ganzen Herzen wieder nach meinen Beruf zurück. Es fällt mir sehr schwer und fühle mich in dieser Weltstadt so einsam, wo hastige, flüchtige, rasende, schlechte Großstadtmenschen einen mitreißen wollen. Und im Steinenmeer von Häusern, da kann ich mich nicht mehr anpassen und wohlfühlen. Das ganze Leben des Großstadtmenschen ist nichs für mich. Es ist gut, dass die Kaserne am Rande der Stadt liegt, so kann ich des Abends wenn ich zur Kaserne heim komme, in den wehnichen freien Stunden die Schönheiten der Natur genießen. Wann wird all dieses ein Ende haben, der Krieg mit seinen großen Opfern, die wir alle bringen
müssen und was wird uns noch alles bevorstehen? Aber man darf das Vertrauen nicht zu Gott verlieren, denn einmal wird auch dieses alles ein Ende haben. Na, die Freude der Wiederheimkehr in der Heimat, der langersehnte Friede u.s.w. All dieses ist kaum auszudenken.
Das Osterfest steht vor der Tür. In der Natur sah man schon vor ein paar Wochen die Schneeglöckchen, als wollten sie das Osterfest einleuten.
Herzliche Grüße und ein Frohes Osterfest sendet Ihnen und Ihren lieben Elter
Ihr Theodor Buinting