Konrad Friesenhahn an Frau Stiesch, 11. April 1941
Karfreitag, den 11.4.41
Liebe Tante Düne.
Heute kam Dein Osterbrief mit dem beigelegten Briefchen von Gertrud an. Hab Dank, dass Du Ostern an mich gedacht hast, nur bin ich noch immer in der Sicherheit Ostpreussens und nicht in den Schluchten des Balkans. So sehr ich weiss, dass meine Mama Sorge um mich hätte, so sehr zieht es mich doch in diese Gegenden, in denen der Krieg jetzt tobt. Ich bin auf der Suche nach neuen Eindrücken und Begegnungen, die kann ich hier in dem Umfang nie bekomme. Ich will Stoff haben zum Schreiben, will möglichst viel von fremden Ländern selbst schauen.
Wenn wir auch noch immer hier sind, so heisst das lange nicht, dass der Krieg für uns zu Ende ist. Die tollsten Gerüchte gehen bei uns herum und jeder schliesst aus vielen Kleinigkeiten (Art der Dienstgestaltung und der Verpflegung) auf unsere zukünftige Verwendung. Auf jeden Fall wird die Konzentration solcher Truppenmengen hier auch schon einen Zweck haben.
Zu Ostern habe ich genau für 5.- RM Karten verschickt. Dabei natürlich nur die Leute berücksichtigen können, die selten etwas von mir hören und mir ein Schweigen übel nehmen könnten. Bei der „activen“ Tätigkeit der beiden Herrscherhäuser Stiesch und Friedenhahn erübrigte sich wohl so eine Formsache. Ostern ist ja viel mehr als ein Gruss auf einer „Osterhäschenkarte“ und ich freue mich schon auf das Alleluja in unserer Auferstehungsfeier im kleinen Kreis mit den Jesuiten. Das ist dann immer so eine helle, jubelnde Freude in mir, der man schlecht Ausdruck geben kann.
Ostern Auferstehung Frühling gibt das nicht zusammen so einen frohen Klang. Weihnachten mag mit seinem Christ-
nachtwunder und seiner Lieblichkeit still an die Herzen rühren, mir gibt das Osterfest und der Auferstandene mehr. So mögen im grossen Alleluja unsere Gedanken. Herzen und Wünsche zusammen mit dem Flehen nach Frieden sich bei der Feier des Osterfestes beieinander finden und unsere Herzen weit und froh werden.Mit Ostergruss
Dein Konni
Lieber Onkel Hermann.
Auch wenn ich Namenstage hier beim Kommiss leicht vergesse, will ich es aber nachholen und wünsche Dir alles Gute von ganzen Herzen. Im übrigen will ich versuchen Dir noch eine Freude zu bereiten.
Und dem lieben Rudi meinen Dank für getreues Zusenden der „neuen Schau“. Ich gab sie neulich einem Offizier, der Lesestoff von mir haben wollte. Nach 5 Secunden kam er damit zurück und meinte: Da steht ja nichts darin! So ein deutscher Offizier, der Doove!
Mit vielen Grüssen nun
EuerKonni