Josef Spickmann an Kaplan Stiesch, 15. April 1941

Eitorf, 15.4.41

Hochwürdigen Herrn Kaplan!

Lassen Sie mich zu Ihrem Namenstag herzlich gratulieren. Danke Ihnen für Ihre lieben Zeilen, die Sie mir geschrieben haben. Hoffentlich sind Sie und Ihre lieben Angehörigen noch in bester Gesundheit. Seit dem 6. Januar bin ich zu den ….schützen eingezogen und wurde bis zum 21. Februar in Königswinter exerziert. Dann kann ich als Flötist für große Konzertflöte, sowie Piccolo zur Bataillonsmusik, das mir riesig viel Freude machte. Unser Bataillon, das zum Wehrkreis Münster gehört, liegt in Königswinter (Europäischer Hof. Die Kompagnien müssen wir nun musikalisch betreuen, so z.B. augenblicklich für 8 Tage hier in Eitorf, dann nach Eudenbach, Gummersbach, Bergisch-Gladbach, Siegburg und zuletzt wieder Königswinter. Standkonzerte lösen die Marschmusik ab. In Eudenbach dort ein großes Flugplatzlager mit famosem Barackenleben, bin ich, sowie alle anderen Soldaten – wenig gerne. Nur schade ist es, dass man so aus dem Berufsleben herausgerissen ist und der Herr Pastor Rütenberg (??) sich so behelfen muss. Religiös gehen wir ziemlich leer aus; denn unser Kommandeur: Herr Hauptmann Bülow, war der Führer von Burg Vogelsang. Da muß ich mich mal erst ausrichten, um ganzer Soldat sein zu wollen, bleibe aber nach wie vor dasselbe in der Farbe.

Herzlichste Grüße von Ihrem
Josef Spickmann