Hubert Gülden an Kaplan Stiesch, 23. April 1941

R.A.D.,
23.4.41
Nord-Frankreich

Lieber Herr Kaplan und liebe Kameraden!

Euer froher Ostergruß hat mich heute auf kleinen Umwegen erreicht, denn die alte Feldpost-Nr. stimmt nicht mehr. Jedoch besten Dank und froher Gegengruß!

Habe mir heute endlich einmal die Zeit genommen an Euch daheim ein paar Worte zu richten. Hier hat man dazu nicht immer Zeit, denn die Losung heißt bei uns Arbeit und nochmals Arbeit! Danach Dienst! Dann erst Freizeit!

Bei Euch daheim geht das Leben und wohl auch das Leben in der Pfarre seinen gewohnten Gang, wenn man von den englischen Nachtangriffen absieht. Hier im Arbeitsdienst habe ich mich aber zuerst einmal gewaltig umstellen müssen; denn hier ist vieles, wenn man nicht sagen will aber auch alles anders als zu Hause im Zivilleben. Zuerst wird man in ein ganz anderes „Milieu“ versetzt.

Man kommt mit Kameraden aller Schichten, aller Gesinnungen in engste Verbindung. Hier zeigt sich dannn auch am besten, wer noch ein echter Christ ist. Denn wenn das Thema auf Religion kommt, dann sieht man wie viele kneifen und sich nicht zu behaupten wissen. Das meiste, was wir Katholiken hier vermissen ist der Gottesdienst. Ich habe nun schon seit 3 ½ Monaten kein Gotteshaus mehr von innen gesehen und werde voraussichtlich auch keins im R.A.D. zu sehen bekommen.

Sonst ist jedoch auf meiner Stube alles in Ordnung. Es herrscht hier eine prima Kameradschaft. In der Abteilung ist auch sonst allerhand „los“. Kein Wunder jedoch, denn wir sind alle Kölner!!!

Will jetzt schließen, denn der Führer vom Dienst pfeift „Stubenabnahme“ und da heißt es nichts wie rein in die Klappe!

Bester Gruß

Am. Hubert Gülden

Feldpost-Nr. 15.470.