Willi Winterscheidt an Kaplan Stiesch, 27. April 1941
D.-dorf, den 27.4.41.
Lieber Herr Kaplan!
Leider habe ich Sie Ostermontag nicht mehr angetroffen. Augenblicklich habe ich G.w.d.-Dienst. Die meisten Kammeraden sind in der Stadt. Von gestern 18 Uhr bis heute 18 Uhr hatte ich Kasernenwache. Wir K.O.B. werden in letzter Zeit im Dienst schlimmer behandelt wie ganz neue Rekruten. Beim letzten Reitunterricht schlug ein Stabswachtmeister einem Stubenkameraden von mir die Petische quer durchs Gesicht, daß seine Brille dabei in Scherben ging. Der wird selbstverständlich Beschwerde einreichen. Am Samstag Nachmittag nach Dienst hatten wir 2 Stunden Nachexerzieren. Ich durfte Gott sei Dank nach 25 Minuten abtreten, weil ich sämtliche Befehle vorschriftsmäßig ausgeführt hatte. Ich war aber nach diesen 25 Minuten schon so gut wie erledigt. Hoffentlich kommen wir recht bald von hier fort. Auch möchte ich gerne mit anderen Stubenkammeraden zusammen kommen. Ich nehme jetzt in meiner Freizeit die Hl. Schrift in die Hand und lese darin. Das hilft mir über manche schwere Stunde hinweg. Für heute will ich schließen. Viele Grüße auch an Ihre lieben Eltern und vor allem an die Messdiener von St. Dreikönigen sowie an alle Kammeraden.
Heil und Gruß
Willi