Rudi Conin an Kaplan Stiesch, 3. Mai 1941
L 34515, den 3.5.41.
Hochwürden!
Ein frohes Heil Ihnen und allen Kameraden. Lange haben Sie jetzt von mir nichts gehört, was auf den Stellungswechsel zurückzuführen ist. Mit dem 17.4. bezw. 19.4. sind wir von Wolfenbüttel fort und liege ich jetzt hier vor Bremen in einer Feuerstellung. Ich hatte nun wieder etwas Glück, denn eine solche Stellung findet man nicht überall. Wald, Heide und Wasser alles was das Herz verlangt ist da. Wir liegen nun ganz außerhalb der Stadt.
Die Stube hier ist ganz in Ordnung. 1 Uffz + 5 Mann liegen hier zusammen. Wir haben eine Baracke für uns. Alle anderen Kameraden sind Öster-
reicher, die allerdings schon länger dabei sind. Mit allen ist ganz prima auszukommen. Der Uffz. Ist ein Student mit dem ich ganz groß zurechtkomme. Das ich an der Ausschmückung der Bude am meisten beteiligt bin, ist ja klar.
Auch an Büchern etc. fehlt es uns hier nicht. Der Uffz. Hatte auch verschiedene Bücher da, die ganz gut zu lesen sind. Es fehlt uns also an nichts.
Ich fühle mich hier also ganz groß und dennoch bin ich nicht ganz zufrieden. Am liebsten wäre ich ja draußen, aber dzu müssen wir uns jetzt hier die nötige Erfahrung sammeln. Gelegenhjeit haben wir ja dazu genug, denn fast jede Nacht geht es um 3-6 Stunden raus. Aber das macht einem Spaß und am Tag haben wir ja genügend Zeit.
Der Dienst ist nicht viel. Sehr viel Zeit haben wir für uns. Diese Zeit weiß ich nun zu nutzen. Wohl liege ich auch schon einmal faul draußen in der Sonne, sonst bin ich aber immer beschäftigt. Wer weiß, wann einem noch einmal soviel Zeit zur Verfügung steht.
Was mich nun hier am meisten interessiert, ist doch die Arbeit in den Gruppen. Ich höre ja immer von den Kerlen über die Abende. Aber wenn man etwas hört, dann ist es nur: der Abend war prima. U.s.w. Über die Themen u.s.w. hört man eigentlich nichts. Ich weiß es ist schwer ein Thema eines Abends niederzuschrieben. Daran sieht man nun aber, ob die Arbeit sich gelohnt hat. Deswegen würde ich mich freuen, wenn Sie
den Kerlen einmal deswegen etwas sagen würden. Ich glaube bestimmt, dass auch die anderen, nämlich Stupp, Ley, Winterscheidt, Vianden, Niederwipper, auch über solche Berichte erfreut wären.
Hochwürden! Für diesmal genug. Beim nächstenmal etwas anderes über die Arbeit.
Seien Sie nun herzlich gegrüßt, grüßen Sie auch die Kerle und Ihre werten Eltern.
Heil!
Rudi