Kaplan Stiesch an Hubert Gülden, 16. Mai 1941
Rudolf Stiesch Köln Bickendorf Schlehdornweg 1
16. Mai 1941
Lieber Hubert!
Herzlichen Dank für Deinen Doppelbrief. Mittwoch hatten wir hier bei mir einen Diakonatsabend und da habe ich dem Otto Mundorf die untere Hälfte des Briefes abgeschnitten und gegeben. Deine Grüsze an die andern Kameraden werde ich Montag verlesen, wenn wir wieder zusammen sind. Du schreibst ja das selbe was schon der Wanderer zwischen beiden Welten gefordert hat: Leutnantsdienst tun heiszt seinen Leuten vorleben. Das Vorsterben ist dann vielleicht einmal ein Teil davon. Letzten Montag hielten wir einen Abend über unsere Stellung zum Mädchen. Es ist wohl glaube ich ganz gut gelungen. Alle waren sehr aufmerksam bei der Sache. Und dies Thema beschäftigt ja die meisten im RAD und beim Militär vorwiegend. Es kam uns darauf an, eine rechte und ehrfürchtige Haltung in diesen Fragen zu erzielen statt der gewohnten Gemeinheit der Gasse.
Nun sei recht herzlich gegrüszt