Josef Meurer an Kaplan Stiesch, 21. Mai 1941
Achmer 21.5.41
Lieber Herr Kaplan!
Heute sollen Sie von hier oben auch noch mal was hören. Für Ihren lieben Brief herzlichen Dank. Das Bildchen von der Kirche ist ja ganz nett. Ich habe mich sehr darüber gefreut.
Wie ich höre, spielen Sie ja jetzt fleißig in der Maiandacht. Damals haben Sie grade noch früh genug mit dem Spielen begonnen. Ich bin ja dann eingezogen worden und dadurch konnten Sie in Kraft treten. Am 6. Juni bin ich ja auch schon 1 Jahr im Heeresdienst. Die Zeit vergeht schnell. Zumal hier in Achmer, wo wir jeden zweiten Tag Wachdienst haben. Heute Nachmittag haben wir hier sogar Fußball gespielt. Ich als Torkipper das hätten Sie sehen müssen. Wir haben mächtig gelacht. Die meisten von uns haben ja doch kaum oder auch lange keinen solchen Sport mehr getrieben.
An Urlaub ist wohl einstweilen noch nicht zu denken, denn jetzt ist schon wieder Sperre. Hans Kreuser hat mir auch geschrieben. Er wird wohl von Wahn versetzt werden nach dem Süden. Wer weiß, wie lange man uns auch noch hier fest hält. Im Augenblick ist es ja hier sehr erträglich durch das gute Wetter.
Die Leute hier in den Dörfern sind durchweg alle gut katholisch. Faßt in jedem Haus findet man jetzt einen Maialtar. Sogar in den Wirtschaften, wo die Männer an der Teke stehen und Bier trinken. Die Leute haben faßt keine Ahnung vom Kriege der tief in den Städten abwickelt. Fliegerallarm kennen sie nicht, und ein Flugzeug haben sie auch noch nie aus der Nähe angesehen. Sie sind den Stadtleuten gegenüber zu beneiden.
In Köln habt Ihr ja in den letzten Tagen sicher mehr Segen von oben gehabt als Ihr wünscht. Es soll ja toll aussehen in Köln, wie hier erzählt wird. Die Frauen kriegen in der Heimat aber auch tatsächlich mehr vom Kriege mit, als die Männer die draußen sind.
Mit frohen Grüßen auch an Ihre Eltern
Ihr Jup. Meurer
Grüßen Sie bitte auch den Herrn Pastor von mir