Theodor Buiting an Kaplan Stiesch, 25. Mai 1941

Berlin, 25.Mai 1941

Lieber Herr Kaplan!

Die ersten Tagen mal wieder in der Heimat! Ich sitze auf meiner Stube. Die Fenster sind weit geöffnet und die Sonne scheind warm in das Zimmer. Vor mir liegt Ihre Briefkarte vom 10. April 1941. Es war mir nicht früher möchlich zuschreiben. So komme ich endlich nun dazu, Ihnen für die lieben Zeilen zu danken. Sie werden sicher wohl schon gedacht haben, der Theo läß auch nichs mehr von sich hören. Aber, lieber Herr Kaplan, meine Karte aus Paris wird Sie sicher überrascht haben und das Geheimnis des Schweigens gelüftet haben. Die Reise war herrlich. Sie war für mich ein großes Erlebnis und hat mich sehr beeindruckt. Ich will Ihnen meine Reise kurz erzählen. Von Berlin aus ging es durch Mittel-Deutschland, durch den schönen Thüringerwald. Unser Wagen huschte nur so über die wunderbaren Autostraßen, dem Vater Rhein entgegen. Auf dieser Strecke hatte ich die Gelegenheit die Wartburg in Eisenach zu besichtigen. Dort wurde auch zu Mittag gegessen. Dann ging es weiter nach Mainz, dort hielten wir an, um den Dom zu besichtigen. Dann ging die Fahrt weiter durch die wunder schöne Rheinpfalz, das Ziel war Bad Kreuznach. Na, in Kreuznach da war was los, zum Schlafen bin ich nicht gekommen. Denn wier waren dort als hohe Gäste gemeldet. Bei Wein und herrlicher Musich verlebte ich eine schöne Mainacht. Am ander Tag ging

es weiter durchs Saargebiet der Grenze entgegen. Auf dem Felsberg bei Saarlautern haben wir den Durchbruch der Deutschen durch die Marimotlinie (Maginot?) besichtigt. Es war ein sehr, sehr trostloser Anblick, alle Dörfer waren in Schutt und Asche gelegt. Die großen Bunker der Franzosen zerschlagen und zerrissen. Die Fahrt durch das Kampfgebiet bis Verdun bot ein sehr trauriges Bild. Von Verdun aus war das Ziel Paris. Nach Tagen vieler Arbeit wurde meinen langersehnter Wunsch erfüllt und ich bekam mehrere Tage Urlaub, um das Leben und Treiben der Stadt Paris kennenzulernen. Bekam für die Tage, einen Begleiter mit einem Wagen gestelt und alles wurde per Auto abgefahren. Ich wohnte auch in eins der schönsten Hotels. Sie können sich ja denken, ich fühlte mich wie ein kleiner Graf. Auf der Rückfahrt hatte ich es möchlich gemacht 24 Stunden, in der Heimat zuweilen. Der Familie Schmitz konnte ich auch einen kurzen Besuch machen. Da ich wieder in Berlin bin, habe ich wieder einen Haufen Arbeit.

Lieber Herr Kaplan, für heute will ich schließen. Ich bin noch sehr müde und abgespannt von der langen Reise. Gleich geht’s ins Bett. Mit herzlichen Grüße verbleibt

Ihr Theodor Buiting

Wünsche Ihnen und Ihren Eltern ein frohes Pfingstfest

Theo