Kaplan Stiesch an Peter Kux, 27. Mai 1941
Rudolf Stiesch Köln Bickendorf Schlehdornweg 1
27. Mai 1941
Lieber Herr Kux!
Ihnen einen frohen Pfingstgrusz und die überströmende Gnadenfülle des hl Geistes. Sie haben gewisz viel und Schweres erlebt in den letzten Wochen. Hoffentlich haben Sie alles gut überstanden. Hier ist auch tüchtig gearbeitet worden. Ende März hatten wir eine religiöse Woche der Jugend. Jeden abend waren etwa 70 Jungen und 100 Mädchen in der Kirche. Die Vorträge hielt ein Pater Justus, der Weltkrieg auch Soldat gewesen ist und so sich die Herzen der Jungen leicht eroberte. Er war bei der Artillerie und bekam das EK I.
Aus dem Bericht des OKW haben Sie sicher ersehen, dasz wir hier manchmal tüchtige Fliederangriffe hatten. Nach Alarm fangen jetzt die Messen erst um 10 Uhr an. Dazu ist nachmittags um 5 Uhr eine Messe, was es früher ja nicht gab. Es hat das aber auch etwas schönes an sich, weil es an das Abendmahl der Urkirche erinnert.
Kennen Sie von Carossa das rumänische Tagebuch? Das wird Sie jetzt sicher interessieren, wo Sie den Balkan aus eigner Anschauung kennen lernen.
Ich lege Ihnen mal eine Einladung bei, die wir hier an die Jungen geschickt haben. Die Zeichnungen hat ein Junge namens Ernst Jakobs gemacht, der von Beruf Graphiker ist. Sind sehr nett nicht wahr? Leider haben wir dieses Jahr am Lichttag die Wache nicht halten können wie im Vorjahr. Wir können bei der nächtlichen Fliegergefahr die Verantwortung nicht übernehmen.
Mit bestem Grusz Ihr