Kaplan Stiesch an Josef Meurer, 27. Mai 1941
Rudolf Stiesch Köln Bickendorf Schlehdornweg 1
27. Mai 1941
Lieber Herr Meurer!
Über Ihren Brief habe ich mich sehr gefreut! Herzlichen Dank. Eigentlich müsste ich das im Chor vorlesen. Ich glaube, die hätten auch alle Spasz, wenn die hören, dasz Sie unter die internationalen Fuszballspieler gegangen sind. Einen richtigen habe ich auch mal kennen gelernt. Der hiesz Zielinski aus Diusburg Hamborn. Wenn unter Ihren Kameraden passionierte Fuszballspieler sind, werden die den sicher aus der Zeitung früher als er noch aktiv war kennen. Jetzt ist er Sportlehrer, wenn er nicht Soldat ist. Dieser Herr Zielinski ist nämlich von mir in Kaiserswerth getraut worden. Und seine Gemahlin hat mir später noch mal einen Grusz geschickt und noch später die Geburt ihres ersten Kindleins angezeigt. Ich habe mich darüber auch sehr gefreut. Durch die Trauungen in Kaiserswerth, die sehr zahlreich waren (an die 100 im Jahr) habe ich viele Menschen kennen gelernt. Auch einen Armenier, dessen Eltern beide von den Bolschwiken ermordet worden sind. Er hiesz Katschig Yoksulian und wohnte in Uerdingen.
Hans Kreuser ist zur Zeit in Italien. Er ist für das Afrikakorps ausersehen. Teils freut er sich über die weite Reise, teils möchte er doch lieber bald zu Hause sein und nicht in der Sahara.
Leider gehen die Eingriffe in den Bereich der Kirche immer weiter, die Jesuiten muszten ihr Haus gröszten Teils räumen. Das Bensberger Priesterseminar ist ebenfalls geräumt. Die Kindergärten der Schwestern sind der NSV unterstellt. Unsere Schwestern sollen die Arbeit darin weiter tun.
Herzlichen Pfingstgrusz Ihnen und zum Jubiläum am 6 Juni ein besonderes Vivat und Prosit!
Ihr