Ludwig Kreuser an Kaplan Stiesch, 13. Juni 1941
Aus einer Riesenscheune, auf einem gräflichen Gute
am 13.6.41
Lieber Herr Kaplan,
Ihr Schriftchen „die Christenfibel“ mit den Pfingstgrüßen, sowie den „Feuerreiter“ und Ihren Brief vom 29.5. habe ich erhalten und danke Ihnen dafür; insbesondere aber für die Christenfibel.
Die großen Vernichtungen in Köln sind recht traurige Tatsachen; mein Freund aus Köln-Lindenthal schrieb mir auch, dass die St. Stephan-Kirche so gut wie ganz zerstört sei. – Aber das schlimmste und allertraurigste was geschehen ist und noch weiterhin geschieht, in unserem hl. Köln und allüberall in deutschen Landen, ist die geistige Zerstörung, dass alles, was eine lange, christliche Kultur so herrlich aufgebaut hat, nunmehr so brutal und unbarmherzig vernichtet wird. Wir müssen alle darunter sehr leiden, körperlich wie seelisch; und ich glaube, wenn wir in die Vergangenheit zurückschauen, dann verdienen wir, was wir leiden.
Sie glauben nicht, wie mich der Kommiß-Drill herniederdrückt; es ist so unnatürlich
und unfrei, dieses Leben; mir liegt es absolut nicht, zumal man hier nicht das findet, was man zu Hause von Jugend auf gewohnt ist. Aber aushalten muß ich und werde ich, wenn es auch noch so schwer fällt. Ich vertraue auf den Beistand des hl. Geistes, dessen 7fache Gabe Sie mir zu dem vergangenen Hochfeste wünschten.
Seien Sie von Herzen gegrüßt von Ihrem
Soldaten Ludwig Kreuser
30037 B