Hermann Wengelski an Kaplan Stiesch, 14. Juni 1941

14.6.41

Werter Herr Kaplan!

Für Ihre freundlichen Grüße aus dem schönen Köln meinen besten Dank. Seit etlichen Wochen liegen wir wieder in Frankreich. Wo es nun noch hingeht, wissen wir nicht. Bin lange nicht mehr zu Hause gewesen. So groß, wie die Sehnsucht nach seinen Lieben ist. Die Marita ist schon ein großes Mädel geworden, obwohl sie erst drei Jahre alt ist. Sie ist ihrem Papi gegenüber sehr anhänglich. Ich muß mich nur immer wundern, wie schön sie spricht. Der Junge ist im April ein Jahr alt geworden. Er soll jetzt sehr goldig sein. Ja, so saust man durch die Lande und daheim wartet das schönste Glück. Die schönste Zeit des Miterlebens an den Kinderchen muß ich jetzt versäumen. Das sind eben alles die Leiden des bösen Krieges. Wo mag das alles noch enden. Und das Furchtbarste ist, daß unschuldige blühende Menschenleben aus der Zivilbefölkerung unter den ewigen Fliegerangriffen leiden müssen. Es soll in der Nacht zum 12.6. ja wieder recht ungemütlich am Rhein

gewesen sein. Die armen Menschen, die darunter leiden müssen. Aber das Sprichwort sagt ja: wo gehobelt wird, da fallen auch Spähne. So gemein dieses Sprichwort auch ist, die Leistungen unserer Truppen ist bisher nicht gering gewesen. Die Erfolge waren ganz bewundernswert. Und so wird auch dereinst das gute Ende erreicht werden. Wenn dann die Glocken von den Türmen den Sieg unserer jungen Deutschen Wehrmacht verkünden, dann fahren wir heim und beginnen ein neues Leben.

In guter Zuversicht wünsche Ihnen, werter Herr Kaplan sowie auch Ihren lieben Eltern, alles Gute und recht frohe Grüße

Ihr Hermann Wengelski