Kaplan Stiesch an Josef Champart, 14. Juli 1941

14. Juli 1941

Lieber Josef!

Dir herzlichen Grusz! Deinen Brief fand ich vor wie ich aus dem Urlaub wiederkam. Mit meiner Mutter war ich 14 Tage in Menden und in Paderborn. Dort waren wir an den Externsteinen, mächtigen Blöcken die plötzlich aus der Ebene aufragen und mit einem Relief der Kreuzabnahme geschmückt sind. In Paderborn ist ein schöner langgestreckter Dom mit vielen interessanten Einzelheiten. Am bekanntesten ist das Hasenfenster: Drei Hasen die so angeordnet sind, dasz jeder 2 Ohren hat und zusammen haben sie doch nur drei. Vielleicht ein Sinnbild der Unbegreiflichkeit der Dreifaltigkeit. Und die wunderbar wieder hergestellte Jesuitenkirche. Ein glänzender Barockbau. Muszt Du unbedingt mal sehen. Die Stadt selbst hat noch viele unberührte Winkel die die Jahrhunderte überdauert haben. Bedeutende Bürgerhäuser schöne Giebel.

Von Paderborn ging es nach Menden bei Iserlohn. Dort das schöne Hönnetal. Ein tief eingeschnittenes Tal, jetzt bei der Bullenhitze noch kühl und das Wasser der Hönne so kalt, dasz man es mit bloszen Füssen kaum ertragen kann.

Pfarrer Landmesser, dessen Kaplan ich in Kaiserswerth war, war auch häufig in Wiesbaden zur Kur. Er erzählte, dasz dort kulturell allerhand geboten würde. Feine Konzerte uä. Hoffentlich bekommst Du davon auch etwas mit.

Nun sei herzlich gegrüszt!