Otto Mundorf an Kaplan Stiesch, 1. August 1941
Coesfeld den 1. Aug. 41
Heil und Gruß Ihnen!
Zuerst meinen Dank für Ihren Brief und den Glückwunsch zu meinem Namenstag. Sie sind nicht der Einzige der meinen Namenstag vergessen hat. Nur meine Eltern haben daran gedacht.
Zu Willi Stupp möchte ich Ihnen und den Jungen noch etwas sagen. Sie haben Willi weniger gekannt, aber die Jungen hat er geführt bis zu seinem Eintritt in die Wehrmacht. Im Herbst 1938 begann er seine Arbeit als Pfarrhelfer. Wir Älteren haben oft mit ihm zusammengesessen u. überlegt, über Rundbriefe gesprochen u. unsere Arbeit fest gelegt. Willi war ein geistig hochstehen-
der, feiner Kerl, der zu schönen Hoffnungen Anlaß gab. Körperlich war er den meisten Jungen ja nicht gewachsen und es fehlte ihm auch etwas an der äußerlichen Lebendigkeit, die uns Jungen eigen ist. Aber er gab sich mühe auch in äußeren Dingen und Festigkeiten seinen Mann zu stehen und so das Ideal eines Jungen möglichst vollkommen zu verwirklichen. Er selber hat wohl auch darunter gelitten, daß ihm so etwas an äußerer Jungenhaftigkeit abging. Nun ist er ein Opfer dieses grausigen Krieges geworden.
Auf seine Ernennungsurkunde zum Pfarrhelfer hat ihm Herr Kpl Klein die Worte geschrieben, die der Bischof dem Diakon bei seiner Weihe sagt: „Erfülle
Deinen Dienst“. Willi hat seinen Dienst erfüllt. Er hat ihn erfüllt als Junge u. Pfarrhelfer in Dr.-Königen, er hat ihn erfüllt im Beruf und zuletzt im Kriegseinsatz den Dienst am Vaterlande – bis zur Hingabe seines Lebens. Als 1. von uns Jungen, denen seine Arbeit galt, ist er den Soldatentod gestorben. Wir Jungen von Dreikönigen können stolz auf Willi sein, der uns als echter und ganzer Junger Christ vorgelebt hat und als erster von uns auf dem Felde der Ehre gefallen ist. Es wäre wohl fein, wenn die Jungen aus Dr. Königen bei der Gemeinschaftsmesse u. auch sonst im Gebet an ihn denken würden. Im übrigen bin ich überzeugt, daß Willi dort oben noch viel an uns denken wird
und uns helfen wird in unseren gr. gemeinsamen und auch persönlichen Anliegen.
Das Hans Boyen auch aus unserer Mitte getreten ist, ist mir sehr nahe gegangen. Auch er war ein feiner, ruhiger Junge, der seinen ganzen Kerl lebte. Gerade die Besten verlassen uns.
Daß Sie sich mit Hans Werres gut verstehen können habe ich mir gedacht. Er wird die geistige Führung der Jungen gut machen. Die andere Arbeit ist wohl mehr Sache von Hubert, Hans Eiermann, Peter Haas usw. sein.
Dann zu der Benediktinerabtei Gerleve. Sie ist vor ein paar Wochen
aufgelöst worden. Unsere Abteilung hat vor 2 Wochen dort ausgeräumt. Ich bin leider nicht mitgewesen. Der Grund war der, das deutsche Volk vor Leuten mit kommunistischer Gesinnung zu schützen!!!
In Münster muß es schlimm aussehen. Morgen fahren ein paar Am nach Münster zu ihren Eltern. Bin gespannt, was sie nachher erzählen.
Hier gibt es nicht viel Neues. 30 Mann sind schon wieder von uns zur Wehrmacht entlassen. Hoffentlich kommt auch mein Gestellungsbefehl bald. Nun muß ich für