Kaplan Stiesch an Otto Mundorf, 10. August 1941

Rudolf Stiesch Köln Bickendorf Schlehdornweg 1

10. August 1941

Lieber Heinz Otto!

Morgen ist wieder ein Amt für einen Gefallenen aus unserer Pfarre: Josef Füske, 26 Jahre alt. Der Ferdi Deussen sagte heut morgen in der Sakristei, er sei von seinem Jahrgang. Er kennt ihn gut. Ich habe ihn meines Wissens nicht gesehen, erinnere mich aber gut, dasz wir beim Pfarrer einmal Päckchen fertigmachten und er auch unter den Adressaten war. Hoffentlich wird uns nicht zu viel entrissen und die erfüllt sich die Oration der Sonntagsmesse heute: „Gott Du offenbarst Deine Allmacht vor allem durch Nachsicht und Erbarmen, so schenk uns denn Deine Barmherzigkeit in noch reicherem Masze.“

Vorgebetet hat heute morgen Willi Geurtz und Orgel gespielt hat um die 8 die Helma Kreuser. Um 11 kam Josef Kreuser in RAD kluft mit auf die Orgel und hat seine Sache sehr gut gemacht. Der Josef hat auch eine naturgegebene musikalische Begabung. Er kommt am 22 Aug von RAD wieder und wird dann wohl bald zum Militär abberufen werden. Hast Du Deine Klampfe mitgebracht dorthin? Oder ist da doch keine Gelegenheit zum Singen. Ich glaube, mit einem schönen Lied gewinnt man die besten zu Kameraden. Ich bin jedenfalls manchem Menschen im Bereich der Musik nähergekommen und habe noch nie eine schlechte Erfahrung damit gemacht. Es ist eben etwas ideales und höherführendes um rechte Musik.

Wir hatten jetzt mehrere Sonntage hintereinander nach alarmfreien Nächten. Das ist immer eine Ordentliche Wohltat. Wenn ich Herr in Europa wäre würde ich für Samstag Sonntag Treuga Dei dh Waffenstillstand befehlen. So etwas gab es im Mittelalter. Jetzt wird sie ja fast Weihnachten kaum respektiert.

Übrigens weisz ich authentisch von Professor Zender selbst

der ja Bundesleiter von Neudeutschland war, dasz der Kampfflieger Mölders Katholisch und zwar sehr eifriger Neudeutscher war bzw ist. Er hat auch führend in der Nähe von Berlin in seiner Heimatpfarre mitgetan in einer Gruppe. Das kann man gegebenenfalls immer mal gebrauchen, wenn einem einer zu dumm kommt, der sich mit Mölders bestimmt nicht vergleichen darf. Auch der Galland ist katholisch aber nicht so stark hervorgetreten wie der Mölders.

Der Bischof von Münster macht hier augenblicklich viel von sich reden durch seine mutige und eindeutige Sprache. Das ist ja auch ein Mann, der einem imponieren kann. Hoffentlich werden solche Leute noch gröszer an Zahl.

Nun wünsche ich Dir alles Gute. Von Rudi Conin habe ich auch einen Brief bekommen. Er ist zur Zeit offenbar abgespannt und seelisch nicht froh. Jeder musz manchmal solch eine Ebbe mitmachen.

In steter Treue Dein