Jochen Soddemann an Rudolf Stiesch, 17. August 1941

Am Sonntag, den 17. August 41.

Grüß Gott!

Zu dem Stapel Bücher, der sich in den letzten Wochen in meinem Spind angesammelt hat, ist noch Dein Langbehnbuch gekommen.

Von den Tagen des Urlaubs in Münster und von meinem Kommando eine Woche später ebendorthin habe ich Dir berichtet. Da konnte ich noch einmal ordentlich stöbern, das macht noch mehr Freude als das Kaufen. Schließlich wars ein bunter Reigen, den ich mir erstand. Guardinis Antwort auf P. Kassiepes so „schönes“ Buch, einige Heftchen aus der Reihe christlicher Besinnung, einen sehr feinen Roman von P. Hergenbrecht „Vorabend“, in den ich auch feine Stellen zum Vorlesen bei älteren Kerlen fand – ein wenig denkt man auch hier noch daran – und das Langbehnbuch: „Der Geist des Ganzen“. Dahinter war ich schon so ein halbes Jahr her, nun stecke ich mitten im Lesen. Was es mir grade jetzt gibt und sagt, will ich nach Beendigung des Lesens darin Dir berichten.

Daheim d.h. also hier in der Kaserne – erwartete mich ein dickes Bücherpaket vom Marinepfarrer Nordholland, der wirklich fein für die Kameraden und mich gesorgt hat. Ich weiß nicht, ob Dir sein

Name bekannt ist, er muß in der Jugendseelsorge Münster führend tätig gewesen sein: A. Pieper.

Von einem Treffen mit ihm und den Divisionspfarrer soll der beigelegte Brief an die Jungen berichten. Auch den Theologenbrief von Freiburg bekommst Du mit gleicher Post, schicke ihn mir aber bitte zurück.

Heinz Otto habe ich geschrieben, nachdem ich aber Tage zuvor eine Karte von ihm erhielt, die drei Wochen über die Wehrmachtzensur – warum weiß ich nicht – bis hierhin gebrauchte.

Ebenso bat mich R. Conin um den Beginn einer Briefrunde unter uns, sein Gedanke ist fein und mir nicht neu. Seit 2 Jahren stehe ich mit 5 Truppkameraden aus unseren Reihen, noch von der RAD-Zeit her in Verbindung. Auch mit unserer Bonner Runde halte ich in dieser Weise auch äußerlich das Band feiner Gemeinschaft aufrecht. So wird auch Dich bald ein Stoß Briefe erreichen. –

Hoffentlich geht die Arbeit daheim jetzt wieder bergan – ich freue mich auf die tage, da ich noch einmal für einige Stunden mithelfen darf. Noch ist der Urlaub ungewiß.

Auf ein frohes Wiedersehen

   Jochen Soddemann