Rudi Conin an Kaplan Stiesch, 1. September 1941
den 1.9.41
Hochwürden!
Als erstes natürlich einen frohen, herzlichen Gruß!
Wieder mussten Sie ziemlich lange auf Antwort von mir warten. Sie hatten aber vielleicht gehört, dass ich am 28.8. in Urlaub kommen sollte. Leider ist daraus nichts geworden. Ich musste den Urlaub verschieden und zwar soll ich jetzt am 12.10. fahren können. Ich hoffe ja, dass es dann klappt, obwohl der Termin immer noch verschoben werden kann. Beim Militär ist eben alles unbestimmt.
Ich muß also wieder schreiben. Lieber hätte ich mich aber mit Ihnen persönlich unterhalten. Eine Unterhaltung ist doch immer wertvoller als der beste Brief. Hier unter den Kameraden kann man sich eigentlich nicht vernünftig unterhalten. Ich bin jetzt in einer anderen Bedienung, von der ein Mann in Urlaub ist. Mit den Leuten kann man sich nur über Mädchen, Urlaub oder Sauferei unterhalten. Man kann erzählen oder sprechen worüber man will, immer kommen die Brüder auf diese Themen. Ich bin froh, wenn die 3 Wochen vorbei sind. Da ist es bei der alten Bedienung doch anders. Zwar spricht man da auch über diese Themen, aber 1. nicht so oft und 2. nicht so schmutzig. Die Schuld liegt da nun viel beim Geschützführer. Unser Uffz. ist in Ordnung und da sind solche Gespräche seltener. Aber hier ist der Uffz voll und ganz dabei. Ich glaube der Uffz ist sonst gar nicht so, er will sich nach meiner Meinung nur beliebt machen und bedient sich da dieser Mittel.
Wenn man da einen ordentlichen Brief bekommt, so freut man sich doppelt Es ist ja prima, dass unser Ring immer größer wird.
Die Ferien der Kerle sind ja jetzt auch aus und da wird die Arbeit wohl wieder in vollem Gange sein. Die erste Schlacht hat Hans hoffentlich zu seinem Sieg entschieden. Ich bin gespannt, was die Kerle schreiben.
Hochwürden! Mit diesen Zeilen müssen Sie schon zufrieden sein. Zum Schreiben d.h. eigentlich zu nichts bin ich heute aufgelegt. Eben bekam ich einen Brief mit der Nachricht vom Tod meines besten Schulkameraden. In Russland ist er am