Jochen Soddemann an Rudolf Stiesch, 29. September 1941
Am Festtag des Hl. Erzengels Michael
+ Rudolf!
Vor mir liegt das Bild des kämpfenden Engels, das mir Hans als Gruß der Jungen sandte. Meine Gedanken, mein Bitten ist bei Euch, bei frohem Lob und Dienst vor dem Herrn. –
Auf Posten kam mir in den letzten Tagen ein Gedanke: Von daheim hörte ich vom Tode Sepp Hollmanns, meines ersten Gruppenführers in der neudeutschen Gruppe. In seine Hand gelobte ich damals Treue zu Christus und dem Volk, ein Gelöbnis, das er selbst nun mit seinem Tode besiegelt hat.
Ob wir nicht auch in das Leben unserer Jungen um das 14. 15. Jahr ein solches Gelöbnis stellen sollen? Eigentlich müsste die Firmung dies ja sein, die Kerle sind aber da noch zu jung. Von mir kann ich Dir sagen, daß gerade dies Wort,
in hl. Stunde auf die Fahne mit dem Zeichen des Herrn geschworen, mich in mancher Gefahr stark gemacht.
Ich hoffe, daß in den nächsten Wochen aus dem Urlaub etwas wird, dann können wir darüber mündlich weitere Überlegungen anstellen. Dann fragst Du nach der Musikrunde. Ließe sich da für das ganze Dekanat nichts machen? Ich glaube, daß sich so auch eher jemand finden würde, der den Kram schmeißt.
Zu den Heimabenden: Aus dem Erleben des Dienstes würde mir der Abend vom Schweigen am meisten liegen, es sind gerade diese Dinge aber so wenig in Worte zu fassen. Auch der Abend St. Paul käme mir gelegen. Die eigentlichen Jungenthemen: Deine Buch usw. erfordern ja nicht allzu viel Arbeit. Doch mehr davon mündlich.
Hoffentlich auf ein baldiges Wiedersehen
Dein Jochen