Hubert Gülden an Kaplan Stiesch, 25. Oktober 1941
[ohne Scan]
Dortmund, 25.10.41
Werter Herr Kaplan!
Zuerst einmal besten Dank für Ihren Brief vom 22.10.1941
Ich habe mir nun einmal „gewaltsam“ die Zeit genommen, um einen Brief an Sie zu schreiben, o.h. diesen Brief schreibe ich während der offz. Putz- und Flickstunde. Sie werden wohl wissen, dass gerade beim Militär die ersten Wochen immer die anstrengendsten sind und man in diesen Tagen wenig Zeit für sich selbst findet. Nun habe ich schon vier Wochen hinter mich gebracht und man hat uns in dieser Zeit schon zu „halben“ Soldaten gemacht! Ich habe mich schon ganz gut an den Kasernenbetrieb gewöhnt, was mir im übrigen nicht allzu schwer gefallen ist, denn 9 Monate R.A.D. haben doch schon eine „Grundlage“ geschaffen.
Vereidigt bin ich nun auch schon, denn das geht im Kriege sehr schenll. Zur Vorberietung auf den Fahneneid ist der Standortpfarrer von Dortmund zu uns in die Kaserne gekommen und hat uns auf dieses, im Leben des Soldaten so wichtige Ereignis vorbereitet. Es waren viele andere junge kath. Kameraden zu dieser Stunde gekommen, die uns noch lange in Erinnerung bleiben wird. Sie wurde zu einem stolzen Bekenntnis kath.
deutscher Jugend an Christus den König!
Das Problem, die Euthanasie, das Sie anführten hat auch bei uns auf der Stube zu ganz interessanten Diskussionen geführt; zumal dadurch, dass auch ein Stud. Med. auf meiner Stube liegt und auch die anderen Kameraden mit Ausnahme von zwei irgend eine Schule besucht haben! In einem solchen Kreise führt eine Aussprache über irgend ein Thema immer zu interessanten Ergebnissen.
Für heute will ich dann schließen mit
frohem Gruß an Sie und auch alle Kameraden von St. Dreikönigen
Hubert Gülden
2./1. A.E.A. (mot.) 62 Dortmund, Westfalendamm