Ludwig Kreuser an Kaplan Stiesch, 28. Oktober 1941
Russland, 28. Oktober 1941
Lieber Herr Kaplan Stiesch,
nach schweren Kampfestagen haben wir wieder einmal ein paar Ruhetage erhalten und komme ich endlich einmal dazu, neben den vielen, vielen anderen Briefen, die bei mir im Laufe der Zeit eingegangen sind, auch den Ihren zu beantworten. Gute vier Monate sind inzwischen verflossen, wie schwindet doch die Zeit! Und dennoch geht dem Landser die schwere Kriegs- und Kampfeszeit nur langsam vorüber. So danke ich ihnen denn für Ihre Mitteilungen, das Bild der Heimat im Sommer, das Sie wieder einmal vor meinen Augen entrollten. –
Der Krieg mit Russland geht weiter, auch den Winter hindurch und Urlaub gibt es für uns nicht; und wenn es Gottes Wille ist, dass sein Engel mich behüte in allen Kriegs- und Kampfes-Gefahren, dann werde ich das hochheilige Weihnachtsfest hier in Russland, vielleicht auch sogar im Schützenloch oder im Gefecht erleben.
Mit dem innigen Wunsche, dass Gottes Engel uns alle, in der Heimat und an der Front, in diesen Zeiten der Kriegsgefahren beschützen mögen, grüßt Sie recht von Herzen
Ihr Soldat
Ludwig Kreuser