Otto Mundorf an Kaplan Stiesch, 5. November 1941
den 5. Nov. 41
Sehr geehrter Herr Kpl.
Endlich komme ich dazu, Ihnen einen frohen Gruß zu schreiben. Wir haben hier länger Restsperre gehabt, da ein paar Soldaten Scharlach hatten. Dies ist nun gut überstanden.
Das Leben hier ist ganz erträglich. Die Hauptausbildung beschränkt sich auf den techn. Dienst. Damit ist natürlich nicht gesagt, daß wir kein Exerzieren haben, im Gegenteil, wir sind heute noch ordentlich hoch genommen worden. Die Kameraden hier sind ganz in Ordnung, wir sind zu 7 aus der Gemeinschaft und zu 12en Kath. das ist natürlich fein. Ich habe mir mittlerweile meine Gitarre und ein paar Bücher kommen lassen, so haben wir in den langen Winterabenden etwas zu tun. Vorgestern Abend haben wir zusammengesessen und unsere alten Lieder gesungen.
Nun habe ich wohl genug von mir geschrieben. Von Rudi hörte ich von der Christkönigsfeier. Es freut mich, daß die Kerle sich zu einer feinen Feier zusammengefunden haben. Wir alle, die wir hier draussen sind, waren an diesem Tage in Gedanken bei Euch.
Inzwischen ist es nun November geworden.
Totenmonat. In der Natur liegt alles im Sterben. Bei uns ist der erste Schnee gefallen und hat das ganze Land mit einer weißen Decke überzogen. In diesem Monat gedenken wir besonders unserer Kameraden, die in diesem Kriege gefallen sind. Ihr werdet sicher eine Feierstunde halten. Sonntag Nachmittag las ich in Walter Flex’s „Wanderer zwischen beiden Welten“ und in den „Kriegsbriefen gefallener Studenten“. Es sind die schönsten Stunden, wenn man sich wieder einmal sammeln kann.
Nun hätte ich noch einen Bitte. Senden Sie mir doch bitte ein paar Anschriften der Soldaten unserer Pfarre, z.B. von Werner N. Jochen u.a.m.
Für heute nun meinen frohen Gruß und Heil auch an die Jungen
Otto
Funker H. Mundorf Lu-Komp. Lüneburg
Entschuldigen Sie bitte den Tintenstift, denn es geht im Augenblick nicht anders.