Kaplan Stiesch an Konrad Friesenhahn, 7. November 1941
Rudolf Stiesch Köln Bickendorf Schlehdowrnweg 1
7 November 41
Lieber Kunei!
Anbei die beiden neuen Hefte von der Neuen Schau. Ich schicke sie besonders, weil ich vermute, dasz diese groszen Kouverts langsamer befördert werden als normale Briefe. Interessant, dasz im vorigen Heft ein Aufsatz über gezeichnete Bilderlandkarten steht. Einen ganz ähnlichen habe ich in der jungen Saat gefunden. Die junge Saat wird augenblicklich hier in Bickendorf gebunden. Morgen ist sie fertig und Du wirst später genuszreich die Hefte durchblättern können.
Was macht denn die Kälte? Wir denken immer mit Schauder daran, wie es Euch da wohl in Kälte frieren wird. Hast Du wollene Sachen in genügender Menge?
Die Noten von Liszt sind ja interessant. Ich staune, dasz die Bolschewiken ihn in der klerikalen Tracht abgebildet haben. Darin liegt ja eine gewisse Objektivität. Und man liest in den Heften die Namen der andern Komponisten mal in russischen Buchstaben. Man musz sich daran allerdings gewöhnen. Auf den ersten Blick erkennt man die Schriftbilder gar nicht.
Nun sei herzlich gegrüszt!