Hermann Herkrath an Kaplan Stiesch, 8. November 1941
Ostrov den 8.11. 1941.
Werter Herr Kaplan Stiesch!
Erh. Gestern mit großer Freude Ihren kartengruß im Sovjet Paradies. Danke Ihnen für die schöne Karte im Zeichen unserer Vaterstadt Köln. Mein Bruder wird Ihnen wohl nunmehrüber seine Brüder erzählt haben u. so ist aus der Messdiener Probe, wohl öfter ein streifzug durch den Ostfeldzug geworden. Mir geht’s sonst noch gut u. bin noch gesund. Aber mein armer Freund „Willi Diener“ starb den Heldentot fürs Vaterland. Würden Sie, wenn eben möglich in einer Ihrer hl. Messen ein Gebet für seine arme Seele zu Unserm Hergott u. Gottesmutter senden. Mir ists leider lange nicht mehr möglich gewesen am hl. Opfer teilzunehmen u. Pfingsten das letzte mal am Tisch des Herrn, in einer Diaspora Kirche in ostpr. Mir die Kraft für den Feldzug gehohlt. Werde Sie im bald bevorstehenden Urlaub mal besuchen u. Ihnen für die aufopferungsvolle Arbeit betreff meines Bruders Persönlich danken. Wäre der unglückselige Krieg doch bald zu Ende u. Wir könnten ins Reich zu Unsern Familie u. Eltern. Aber Unser Herrgott kennt die Seinigen u. mit Vertrauen wollen Wir in die Zukunft schauen, den hier diese Lebensverhältnise können nicht mehr lange dauern. Denn das Volk ist arm u. stark verdünnt.
So möge Uns bald die Siegesglocke läuten u. in diesem Sinne grüßt Sie recht herzlich Ihr Pfarransässiger
Herm. Herkrath
Gott mit Uns.
Feldpostnummer [???]
Unter Kirschen 24