Konrad Friesenhahn an Familie Stiesch, 28. November 1941

28.11.41

Meine Lieben!

Könnt Ihr Euch eigentlich die Freude vorstellen, die Briefe oder gar Päckchen bei uns auslösen? Es ist etwas von der seligen Stimmung des Beschenkens zu Weihnachten dabei. Ein jeder ist dann still und erst später erzählt man sich über die Lieben, die das geschickt haben. Macht Euch keine Gedanken darüber mir etwas zu schicken. Über die Umschläge habe ich mich als ständiger Großabnehmer aufrichtig gefreut und die Bonbons und die Zückerchen (die ich dem Nuck damit entzogen habe!) weiß ich

auch zu schützen.

Tante Hüne’s Brief war mir eine Wochenschau, die mir „in bunten Bildern“ von den vielen kleinen großen Begebenheiten in Köln erzählte. – Urlaub ist wieder soweit fortgerückt wie die Sonne von der Erde. Alles wäre gut, wenn nur wieder eine Ruhezeit für uns käme. Ich könnte dann sogar einer Weihnachtsnacht im roten Russland Geschmack abgewinnen.

Heute schicke ich nach Hause einen Bericht über eine Unterhaltung mit einer bolschewistischen Studentin, bei der ich mich (wieder mal werdet Ihr denken!), nicht von einem Liebesanhauch freisprechen kann.

Habt Dank und seid gegrüßt!

Von Eurem Konni