Konrad Friesenhahn an Familie Stiesch, 9. Dezember 1941

9.12.41

Meine Lieben!

Nun war meine schlichte Karte gerade fort, kam Euer Weihnachtspäckchen an. Wären wir irgendwo in sicherer Ruhe würde ich alles aufbewahren bis Weihnachten. Doch hier hat das gar keinen Zweck. Für die Russen ist der Inhalt doch zu schade! Es ist hier so, dass Tag für Tag er versucht durchzubrechen. Bis heute hielten wir dem Druck immer stand. Doch dafür stehen immer neue Kreuze im weißen Schnee auf und künden von den vielen Toten.

Es gibt Dinge, die schreibe ich keinem. Erst wenn alles vorüber sein wird, soll man davon erfahren. So viele Sachen geschehen hier! Wir sind ja so fertig wie noch nie! Dem Menschen sind bestimmte Grenzen seiner Leistungsfähigkeit gesetzt. Wir haben diese Grenzen schon lange überschritten. –

Meine Zeilen sind verworren, die Brieflein negativer Güte. Doch es ist kein Schreibtisch und kein ruhiges Zimmer hier. Im Wirbel der Granaten, bei sibirischer Kälte, die wir des Feindes wegen ohne Feuer und Ofen zu bestehen haben, ist es ja so schwer Gedanken zu fassen.

Ich danke Euch ja so für Euer Päckchen!

Euer Konni