Theodor Buiting an Kaplan Stiesch, 17. Dezember 1941
Berlin, den 17. Dez. 1941
Lieber Herr Kaplan!
Da liegen nun vor mir Ihre lieben Zeilen vom 11 Dez. und danke Ihnen herzlich. Na, was muß ich lesen, auch Sie wollen gleich im neuen Jahr Soldat werden. Ich wünsche Ihnen viel Glück. Ich habe es beim Komiß geschaft, bin seit dem 1.12.1941 Gehalzempfänger geworden, also Obergefreiter.
Das Weihnachtsfest steht vor der Tür und als vorweihnachtliches Zeichen hängt in unserer Stube ein Adventskranz. Drei
von den Lichtlein sind schon inzwischen angesteckt worden. Sie werfen ihren milden Schein ins Zimmer und wir alle haben ein anheimelnde Stimmung. Die verheirateten Kameraden denken an ihre Familien und freuen sich mit den Kindern zusammen zu sein. Alle können nun leider nicht fahren und so sind wir „Ledigen“ zunächst einmal diejenigen, die zu Gunsten der verheirateten Kameraden verzichten müssen. Diesesmal werde ich daher nicht das Glück haben, Weihnachten im Kreise meiner Lieben verleben zu können. Wie mag es im kommenden Jahr werden? Wird dann das Läuten der schönen, alten und ehrwürdigen Glocken das Fest als
vierte Kriegsweihnachten ankündigen? Oder werden sie uns ein „Friede auf Erden“ einläuten? Nun steht ein neues Jahr vor der Tür. Ein altes geht dahin. Was hat sich doch nicht alles ereignet. In der Geschichte des Volkes, ja sogar der Welt. Auch in mein eigenem Leben hat sich soviel geändert. Man hat Freud aber auch Leid erlebt. Erfahrungen gesammelt, Menschen und die Welt kennen gelernt. Das Jahr 1941 sinkt ins Meer der Ewigkeit. Ein neues steigt auf. Da will ich mein rheinisches-Herz erheben zu dem, welchem tausend Jahre sind wie ein Tag, der gestern vergangen ist, zu Gott den Allmächtigen. In Treue zu ihn, will ich es beginnen,