Josef Kreuser an Kaplan Stiesch, 20. Januar 1942

20.1.42

Grüß Gott, Herr Kaplan Stiesch

Nun liege ich bald eine ganze Woche in der Kaserne und habe noch keinen regelrechten Dienst verrichtet. Das kommt daher, weil die Kaserne noch nicht belegt ist und noch immer neue Rekruten vom Jahrgang 1900 – 1922, aus verschiedenen Gegenden Deutschlands ankommen. Nun einen kurzen Bericht von meiner Reise zur Kaserne. Wir fuhren, nachdem wir 2 Stunden in Köln am Bahnhof gestanden haben, zu 25 Mann gegen 4 Uhr nach Koblenz. Herrlich sah die mit Schnee bedeckte Natur aus. Es war ein bezauberndes Bild. Aber noch schöner wurde es, als wir an dem alten Vater Rhein mit seinen schönen Weinbergen, mit ihren Tälern und die alten Burgen, die das Leben vergangener Zeit hervorrufen, vorbeifuhren. Hier konnte man so richtig das Lied anstimmen „Mein Gott wie schön ist deine Welt“. Gegen 8 Uhr trafen wir in der Kaserne ein. Am anderen

Tage wurden wir sofort eingeteilt, wobei ich zu den Kraftfahrern kam und anschliessend eingekleidet. Ich bin froh, dass ich mit älteren Kameraden zusammen liege, weil das Leben viel gemütlicher und verständlicher ist. Im ersten Unterricht wurde uns gesagt, dass wir nach der Ausbildung für Sonntag im Umkreis von 100 km Urlaub einreichen dürfen. Vieleicht gelingt es mir mal nach Köln zu kommen.

Was macht denn Ihre Einberufung, haben Sie schon etwas gehört, oder vieleicht den Stellungsbefehl. Was machen die Jungens. Bestellen Sie ihnen viele Grüße.

Wir müssen antreten zum Mittagmahl.

Frohen Gruß in Christus Heil, Ihnen und Ihren lb. Eltern

Ihr Josef Kreuser